ZBiO

Das Auto

„Hätten wir das alles eher gewusst ...” In keinem anderen Zusammenhang haben wir diesen Satz öfter anbringen können als beim Import unseres Autos nach Norwegen. Aber der Reihe nach. Als erstes muss man natürlich ein Auto haben — und bis Ende Juni hat es daran bekanntlich bei uns gehapert.

Großzügigerweise haben uns Tanias Eltern ihren Zweitwagen, einen Golf Bj. 93, kostenlos überlassen, so dass wir über ein eigenes Fahrzeug verfügten. Tja, hätten wir nur eher gewusst, dass wir nach Norwegen ziehen würden ... um einen PKW abgabenfrei (wohlgemerkt: nicht zollfrei, denn Zoll darf nach EU-Regeln nicht erhoben werden) importieren zu können, muss der Wagen für den Zeitraum von mindestens einem Jahr auf den eigenen Namen zugelassen sein. Diese Bedingung traf bei uns schon mal nicht zu.

Die Abgaben, die beim Import zu entrichten sind, setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Berechnet werden diese Abgaben nach Hubraum, Leistung und Leergewicht des Fahrzeugs. Glücklicherweise wird das Alter des Fahrzeugs abgabenmindernd berücksichtigt, so dass wir am Ende nur noch 37 % der Abgaben bezahlen mussten — das waren dann aber immer noch 24.738 Kronen. Nun beruhigt euch wieder — dieser Betrag sieht für Deutsche immer so spektakulär aus, aber man muss das ja durch 7,35 teilen (zumindest „damals” war es so), dann sind es ja nur noch 3.365 Euro für ein neun Jahre altes Auto — und das vrakpant ist auch mit drin ...

Unser „neues” Auto mit Ausfuhrkennzeichen an der E6 in Schweden

Unser „neues” Auto mit Ausfuhrkennzeichen an der E6 in Schweden

Am ersten Tag nach meiner (A.) offiziellen Einreise nach Norwegen musste ich zum Zoll in Oslo, um die Abgaben zu entrichten. Dort habe ich dann alle Unterlagen, die ich hatte (und das waren nicht wenige), abgegeben. Als die nette Zollbeamtin meinen (fingierten) Kaufvertrag sah (Auto gekauft für 500 Euro), stutzte sie ob des geringen Kaufpreises. Auch mein Hinweis, dass es sich um ein altes Auto handele und dass Autos in Deutschland nicht so teuer seien, nützte nichts. Die Zöllnerin wollte sich im Internet umsehen und mal schauen, was unser Auto so im Schnitt kosten würde. Nun gut. Da ich nur Euros in der Tasche hatte und meine Abgaben in Kronen bezahlen musste, musste ich noch irgendwie zur Bank und habe mir den Weg dorthin beschreiben lassen. In der Zwischenzeit sollten meine Abgaben berechnet werden.

Norwegische Banken ...

Ich bin dann schnell raus und habe die Bank gesucht und nicht gefunden. Da sich die Zollstelle in der Nähe des Hauptbahnhofs befindet, dachte ich mir, doch mal im Bahnhof nach einer Bank zu suchen — nix. Auch vor dem Bahnhof war außer Geldautomaten nichts zu finden. In der „Obernstraße Oslos”, der Karl Johans gate, fragte ich dann einen Security-Typen. „Eine Bank, wo man reingehen kann??”, fragte er erstaunt. Er hat auch überlegen müssen und hat mir dann eine Bank genannt, die ich dann auch gleich fand. Als ich endlich an der Reihe war — ich war ja etwas in Zeitdruck — und meine 5000 Euro tauschen wollte, sagte mir der nette Bankbedienstete, dass er nur bis zu einem Maximalbetrag von 3000 Kronen (ca. 400 €) tauschen könnte. Na ja, das war wohl nix. Er hat mir dann erzählt, wo ich „richtig” Geld tauschen konnte. Ich also zur nächsten Bank geeilt — Hauptfiliale von Nordea (unserer Bank) in Oslo. Da sollte es wohl was werden! Wie überall in Norwegen muss man einen Zettel mit Nummer (kølapp) ziehen und warten, bis man dran kommt (wie früher beim Schlachter). Anhand meiner Nummer auf dem kølapp und der Nummer auf dem Display konnte ich sehen, dass ca. 15 Kunden vor mir an der Reihe waren. Toll! Und das, wo die mir beim Zoll gesagt haben, sie bräuchten ca. 20 Minuten für die Berechnung der Abgaben — die waren jetzt ja schon überschritten! Na ja — was blieb mir anderes übrig?

Ich lief also wartend auf und ab und sah auf einmal meine Rettung: Ein Geldwechselautomat!! Fremdwährung rein, Kronen raus! Tja, dachte ich, da haben die Norweger ja 'was drauf! Ich also mein Portmonee (früher Portemonnaie) gezückt und den Automaten gefüttert. Weit kam ich nicht, nach den ersten 1000 Euro hat er erstmal den Schlitz dicht gemacht und Kronen ausgespuckt. Wirklich, ausgespuckt! Im Kleingeduckten auf dem Automaten las ich dann, dass der Automat als größte Einheit 100-Kronen-Scheine ausgibt, und bei 1000 Euro sind das gut 72 Stück davon. Natürlich ist das Ausgabefach überhaupt nicht für diese Geldmenge dimensioniert gewesen, entsprechend flogen die Geldscheine 50-72 auf den Fußboden, wo ich sie dann hektisch aufklaubte. Super! Ich habe mich mit meinem Haufen Banknoten erstmal in eine Ecke verdrückt und einen ordentlichen Stapel daraus gemacht. Gut, weiter, wieder zum Automaten. Da standen jetzt zwei Schweden und wollten ihre lächerlichen 200 schwedischen Kronen wechseln und kamen mit dem Automaten nicht klar. Endlich war ich wieder an der Reihe — diesmal nur 500 Euro reingegeben, klappt wunderbar! Anschließend wieder mit den 36 Scheinen in meine Ecke verdrückt und gestapelt, dann wieder zum Automaten. Ich staunte nicht schlecht, als von den erwarteten 36 100-Kronen-Scheinen nur 23 rauskamen und der Kasten dann etwas rumpelte, um dann munter 10-Kronen-Stücke auszugeben; das Ganze sah aus als hätte ich den Jackpot geknackt! Irgendwann war dann Ruhe, und es kam noch ein Beleg aus dem Automaten, der besagte, dass ich noch 150 Kronen an der Kasse zu bekommen hätte — ich habe den Kasten also leer gemacht! Und das Hartgeldfach war auch nicht dafür gemacht, 120 10-Kronen-Münzen aufzunehmen. Es war randvoll, und die kleine Plexiglasklappe ging nach innen auf — oder besser nicht auf. War gar nicht leicht, an mein Geld zu kommen. Die Geldstücke (die haben noch bis Ende Oktober gereicht) habe ich dann in die Vortasche meines Rucksackes geschmissen — man, war der auf einmal schwer!

So musste ich mich also doch noch anstellen, zum Glück hatte ich meinen kølapp behalten! Nur noch vier Leute ... Endlich war ich an der Reihe. Zunächst überreichte ich meinen Beleg aus dem Automaten, um mein restliches Geld zu bekommen. Sowas hatten die Leute dort noch nicht gesehen, da mussten erstmal zwei Vorgesetzte kommen und sich alles erklären lassen, bis ich mein Geld bekam. Tja, und dann trug ich noch freundlich mein Anliegen vor, die verbliebenen 3000 Euro tauschen zu wollen. „Aber dafür haben wir doch unseren Automaten!”, entfuhr es meinem Gegenüber. Ergebnis: Ich konnte dort kein Geld tauschen, sondern sollte im Bahnhof mein Glück versuchen. Da war ich ja schon einmal — wäre ich beim ersten Mal zehn Schritte weiter gegangen, hätte ich die Bank gesehen ... Wenigstens konnte man mir dort auch die vielen 100-Kronen-Scheine wechseln.

Völlig entnervt kam ich dann irgendwann zurück zum Zoll. So nach ca. 30 Minuten Wartezeit musste ich dann wieder zu „meiner” Zollbeamtin kommen („I need to talk to you!”). Die Frau hatte tatsächlich die ganze Zeit im Netz gesurft und nach vergleichbaren Autos gesucht. Der billigste Golf Bj. '93, den sie fand, kostete 2000 Euro, und diese Summe musste ich wohl oder übel akzeptieren als Basis für die Berechnung der norwegischen Mehrwertsteuer (24 %), sonst hätten die den Wagen kassiert und ich hätte klagen können. Dann durfte ich eine weitere Stunde warten, ehe es ans Bezahlen ging: 30.764 Kronen (ca. 4.200 Euro), da waren dann auch Mehrwetsteuer und Kfz-Steuer mit dabei, wechselten den Besitzer ...

Na also — war doch gar nicht so schlimm.

Kleines Problem: Bis zur Klärung aller Formalitäten (Importabgaben usw.) durfte ich nur dann weiterhin mit unserem Auto fahren, wenn ich einen gültigen Versicherungsschutz gehabt hätte. Tja, den hatte ich nur noch für vier weitere Tage, bis dahin hatten die deutschen Ausfuhrkennzeichen ihre Gültigkeit. Hätte ich in Bremen einen längeren Zeitraum gewählt für die Gültigkeitsdauer, wäre mir hier in Oslo einiges erspart geblieben — na ja, beim nächsten Mal :-)

Danach stand der Wagen erst einmal, bis ich nach rund zehn Tagen Post vom Zoll bekam. Erwartungsgemäß war mein Antrag auf Erlass der Importabgaben abgelehnt worden, so dass ich nun endlich loslegen konnte. Ich bin dann zunächst zum Vegvesen geradelt, das ist sowas wie TÜV und Zulassungsstelle in einem. Dort musste ich mir einen Termin zum Vorführen des Fahrzeugs holen, dazu dann Probekennzeichen (sowas wie in Deutschland die roten Kennzeichen), denn ich durfte mit den deutschen Kennzeichen ja nicht mehr fahren.

Ein paar Tage später war es dann soweit, ich hatte den Termin beim Vegvesen. Schön die deutschen Kennzeichen abgeschraubt und statt dessen die norwegischen prøvekjennemerker aufgeklebt (sind wirklich nur Aufkleber). Endlich mal wieder Auto fahren. Tja, die Abnahme ging dann schnell von statten, denn mir fehlte noch ein wichtiges Formular, von dem ich dachte, dass ich es nicht bräuchte, für die Anerkennung von Bremsen, Abgaswerten etc. Ich fragte, ob diese Werte nicht auch vor Ort geprüft werden könnten. Mit einem verschmitzten Lächeln antwortete mir der Angestellte vom Vegvesen, dass das nicht ginge, weil auch ein Crashtest zum Programm gehören würde ...

Also musste ich mir einen neuen Termin und neue prøvekjennemerker geben lassen und mir dieses Formular (das ich wahrscheinlich für 20 Euro von TüV oder DEKRA mir hätte ausstellen lassen können) vom norwegischen VW-Hauptimporteur abholen. Zum Glück wohnen wir in Oslo und nicht in Hammerfest, dadurch können wir alles schnell erledigen. Dennoch — dieses Stück Papier, eine DIN A4-Seite, hat 2.000 Kronen gekostet, also rund 270 Euro, und ich musste nur 15 Minuten drauf warten. (Während der Wartezeit las ich in einer norw. Autozeitschrift etwas über privaten Autoimport: Man soll nicht versuchen, cleverer zu sein als der Zoll, die wissen, was Autos im Ausland kosten ...)

Zwei Tage später war es dann geschafft: Kurze Vorführung des Wagens, Zuteilung und Abholen des Kennzeichens und fertig. Und seit dem sind wir vielleicht 300 km mit dem Auto gefahren ... Seit ich in Norwegen wohne, haben wir erst einmal getankt — und der Sprit wird noch reichen bis Schweden, wenn wir Weihnachten nach Deutschland kommen.