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Kringsjå studentby

Ankunft in der neuen Heimat

Geologiegebäude der Uni Oslo

Geologiegebäude der Uni Oslo

Am 17. Juni 2002 fuhren wir von unserem Campingplatz in Schweden schnurstracks zum Geologiegebäude in Oslo. Wo hätten wir auch sonst hin sollen? Wir hatten ja noch keine Unterkunft in Oslo ...

Egal, wir vertrauten voll auf die neuen Kollegen, und das mit Recht: Wir wurden schon von der neuen Chefin Elisabeth und der stellvertretenden Fachbereichsleiterin Annik erwartet. Nur schnell ein paar Sachen in das neue (provisorische) Büro geräumt, einen E-Mail-Account einrichten lassen (immer das Wichtigste zuerst) und ab in Elisabeths Auto ...

Was für ein Horrortrip!

Tanias & Reidars Büro

Tanias & Reidars Büro

Annik hatte Hals-über-Kopf den Schlüssel für eine freie Studentenwohnung direkt in der City besorgt, und Elisabeth war so nett, uns drei schnell zur Besichtigung zu kutschieren. „Schnell” passte wirklich. Wir krallten uns in den Polstern fest, wurden aber dennoch hin- und hergeschleudert. Eine wirklich legendäre Autofahrt, über die wir noch Monate später reden — die Verarbeitung dieses schrecklichen Erlebnisses ist noch nicht gänzlich abgeschlossen. Dabei musste ich (T.) inzwischen schon stundenlange Autofahrten in diesem Auto ertragen — eine hervorragende Therapie gegen Reisekrankheit!

Wir waren froh (und blass), als wir endlich aus Elisabeths Auto aussteigen durften. Die Wohnung (45m2, NOK 8500 = EUR 1150) war im obersten Stockwerk eines Hochhauses und hatte eine entsprechend atemberaubende Aussicht über die City, aber — es war eine möblierte Wohnung! Und die Möbel — na, über Qualität, Zustand und Sauberkeit schweigen wir besser! Verdammt, was tun? Die Wohnungssituation in Oslo ist bekanntermaßen angespannt, müssen wir also zugreifen?? Nach kurzer Beratung unter vier Augen war die Entscheidung gefallen: Lieber einige Wochen oder Monate auf dem Campingplatz als diese Wohnung!!!

Kringsjå studentby

Kringsjå studentby

Kringsjå studentby

Wir hatten Glück, dass Annik diese Entscheidung schon vorausgesehen hatte: Ein Zimmer (12 m2) in einem anderen Studentenwohnheim hatte sie uns für einige Wochen gesichert. Auch fast spottbillig: Nur NOK 2700, also etwa dasselbe, was wir für unser Haus in Bremen bezahlten.

Nachdem wir also die Rückfahrt zum Institut mit Elisabeth als Chauffeur glücklich (zufällig?!) überlebt hatten, sprangen wir in unser eigenes Auto und fuhren nach Kringsjå studentby („Studentenstadt Kringsjå”). Ab zur Rezeption, dort die obligatorische Nummer (kølapp) gezogen und mit Geduld gewappnet. Nach einiger Wartezeit waren wir endlich dran und durften nach einem Zimmer fragen. Eigentlich können in diese Studentenhochhäuser ja nur Studis einziehen, aber Annik hatte für uns telefonisch schon den Weg bereitet. Wir bekamen gleich 3 Wohnungsschlüssel ausgehändigt; 20 Minuten hatten wir noch für die Besichtigung der Zimmer Zeit — dann machte die Rezeption zu.

Kringsjå — Tanias Bude in Haus 10

Kringsjå — Tanias Bude in Haus 10

Ach du Schande, wo sind nur die Gebäude 8 und 10? Super, die höchsten Gebäude im Studentenghetto. Egal, wenigstens Fahrstühle! Die erste Wohnung: Langer dunkler Flur, versiffte Küche, der zweite Schlüssel führt zu zwei Zimmern und einem Bad. Mmh, lecker — wie sieht denn das Bad aus?! Und verflixt, im Zimmer hat doch jemand verbotenerweise geraucht?! Ab in die nächste Wohnung. Wieder ein langer Flur, eine verdreckte Küche, aber das Zimmer ist okay. Uuuuhhhh, wie stinkt denn das Klo?! Na ja, einen Versuch haben wir ja noch. Mist, 13ter Stock, aber hui, die Küche sieht ja richtig benutzbar aus! Und das Bad — hier wohnt doch ein Mann, wieso ist das so ordentlich (genau deswegen ja! A.). Das Zimmer ist gekauft! Gerade noch rechtzeitig zur Rezeption, Vertrag unterschrieben und schon kann ich einziehen. Nach dem Ausräumen des Autos noch mal schnell in den Kringsjåer Spar-Markt gehüpft — Bier kaufen. Aaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh — ein Sixpack Dosenbier und eine Zeitung für über 25 Euro!!! Hier sollen wir (über)leben?!

Tanias Studentenbude

Tanias Studentenbude

Zurück in meiner Studentenbude erst einmal ein hiesiges Bier aufgemacht. Na, da müssen wir uns mal durch die Regale testen — vielleicht finden wir ja irgendwann ein norwegisches Supermarktbier mit Geschmack! Nachdem ich noch einen Zettel an die Tür meines Mitbewohners geheftet hatte („please don't get a heart attack — you've got a new neighbour”) sind wir auch gleich in das äußerst kuschelige — weil extrem schmale — Bett gehüpft.