ZBiO

Freizeit?!

gammelostObwohl Arnold also noch in Deutschland war, habe ich einen Großteil meiner Freizeit im Büro verbracht. Denn immerhin musste ich ja für mein Geld auch etwas schaffen ... Tagsüber war ich ja viel unterwegs zu potenziellen Vermietern und diversen Behörden. Und abends haben Arnold und ich dann noch etwa zwei Stunden gechattet.

Dazu kam, dass mein Zimmer sich ja im obersten Stockwerk des höchsten Studentenwohnheims befand — und da verschwand die Sonne erst sehr spät nachts hinter der Bergkuppe des Vettakollen. Bis etwa 23 Uhr brannte die Sonne in mein Zimmer und ich lag splitterfasernackt auf meinem Bett und schwitzte (natürlich gab's keine Gardine); an Schlaf war überhaupt nicht zu denken. Da war's im Büro deutlich gemütlicher!

Aber ein paar Sozialkontakte hatte ich dann doch auch in dieser Zeit. Vor allem natürlich zu meinen Mitbewohnern in der WG. Legendär war ein Kneipenbesuch mit Lulu (aus Tansania) in der Kringsjåer Studentenkneipe. Da feierten einige einrückende Wehrpflichtige ihre letzte Nacht als Zivilisten und waren entsprechend schon haubitzenmäßig voll. Die haben wir herrlich verarscht — die haben Lulu sogar abgenommen, dass sie meine Schwägerin ist.

Eine nette Party hatten wir mit französischen Freunden meines Zimmernachbarn Morten (aus Luxemburg) in unserer Küche. Sie waren sehr freigiebig mit ihren Alkoholvorräten und wir hatten viel Spaß. Vor allem, als der eklige gammelost (widerlicher, grieseliger Käse — und ich habe ihn todesmutig wirklich probiert) auf den Tisch kam. Die französischen Feinschmecker hatten nämlich einen Wette laufen: Wer findet das ekligste Lebensmittel ... Gammelost hatte gute Chancen, aber einer wollte in der nächsten Woche surstrømming (in Dosen eingelegten verrotteten Fisch) aus Schweden mitbringen. Er hat sicher gewonnen!

Justisen i Møllergata

Justisen i Møllergata

Nett waren auch die Abende, die ich mit Kristiina aus Estland und Kristian aus Finnland Bier trinkend in unserer Küche verbracht habe. Die beiden sind schon seit einigen Jahren in Norwegen und ich habe von ihnen einiges über „den Norweger als Wesen” gelernt.

Auch mit Uni-Leuten war ich unterwegs. Ein Mal waren wir mit vielen Studenten und Doktoranden zur Feier eines abgeschlossenen Master-Grades (entspricht dem deutschen Diplom) im Justisen. Um 1 Uhr morgens war ich dann so hacke, dass ich wirklich nichts mehr trinken wollte. Ich hab mich dann also auf mein Fahrrad geschwungen, um nach Hause zu fahren, aber es war eine so schöne Sommernacht, dass ich dann doch keine Lust mehr dazu hatte. Also bin ich einfach los — ohne auf den Stadtplan zu gucken. Ich bin dann noch zwei Stunden durch Oslo geirrt, bis ich mal jemanden nach dem Weg gefragt habe — großes Gelächter: Ich war wirklich völlig in die falsche Richtung unterwegs! Egal, ich habe so Malin kennengelernt, die mich dann mit dem Rad bis Blindern begleitete (von dort kannte ich den Weg). Wir standen dann noch fast zwei Stunden auf der Straße herum und klönten; wirklich nette Leute hier! Aber aua, es war schon hart, am nächsten Tag um acht Uhr im Büro zu erscheinen — und dieser Schmerz!

Knapp eine Woche war ich auch in der Hütte meiner Chefin. Aber da dies eine halbe Dienstreise war (war ja bei meiner Professorin), folgt eine kurze Beschreibung unter der Rubrik Uni.