Archiv 2004
Oslo, 25. Dezember 2004
Da hat der Wetterbericht doch noch Recht gehabt: Pünktlich zum ersten Weihnachtstag hat es angefangen zu schneien. Aber nichts von wegen „leise rieselt der Schnee” — hier weht es im Moment recht heftig, so dass der Schnee eher von der Seite statt von oben zu kommen scheint.
Zum ersten Mal sind wir zur Weihnachtszeit in Oslo, und dann gleich „Weiße Weihnacht” — isses nich schön?? Wir haben Heiligabend bei unseren Freunden Merethe und Audun verbracht. Dort wurden wir wieder erstklassig versorgt. Allerdings gab es keines der traditionell norwegischen Weihnachtsgerichte, wie beispielsweise pinnekjøtt oder lutefisk, sondern Hirschbraten, dazu Rotwein und juleaquavit. Später haben wir das leckere juleøl der kleinen Brauerei Nøgne Ø genossen, einer Brauerei, die von Heimbrauern gegründet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, Norwegen mit hochwertigen, teils eigenwilligen Biersorten jenseits des Pilsenereinerleis zu versorgen.
Am heutigen 1. Weihnachtstag gab es dann ein traditionelles, kräftiges Frühstück, mit medisterkaker (einer Art Frikadelle), julesylte (Weihnachtssülze), julepølse (Weihnachtswurst), ribbe (Schweinerippe), Hering in verschiedenen Marinaden, Lachs u.v.a.m. Bevor wir endgültig einschneiten, haben wir uns mittags auf den Nachhauseweg gemacht. Inzwischen waren ca. 5 cm Schnee gefallen, allerdings ist die Schneehöhe schwer abzuschätzen wegen des starken Windes und der dadurch entstehenden Verwehungen. Auf dem Ring 3 kamen wir an mehreren Unfällen vorbei — frohes Fest! Der Winterdienst scheint auch Weihnachten zu feiern — im Moment ist noch nichts geräumt.
An dieser Stelle sagen wir dann auch noch mal Danke für die vielen Weihnachtsgrüße, die uns per E-Mail, Gästebuch oder „snailmail” erreicht haben. Wir wünschen allen Lesern von ZBiO ein paar erholsame Feiertage.
Tarnold
Akershus Festning
Oslo, 18. Dezember 2004
Ihr habt es sicher schon sehnsüchtig erwartet: ZBiO verfügt nun über zwei Webcams — sozusagen unser Weihnachtsgeschenk an die treuen Besucher unserer Homepage.
Denn die zusätzliche Webcam liefert Aufnahmen „von innen”, das heißt ab und an bekommt ihr ein Bild von uns geliefert. Allerdings werden wir die neue Webcam nicht dauernd eingeschaltet haben — ein bisschen Privatsphäre soll schon noch bleiben!
Bis Weihnachten ist es zwar noch eine Woche hin, aber für uns war quasi schon Bescherung: Es ist nun amtlich, ab 1. Januar 2005 bin ich fest an der Uni Oslo angestellt, der Vertrag ist unterschrieben. In Zukunft werde ich die Position eines „overingeniørs” bekleiden, sonst bleibt aber alles beim Alten.
Ansonsten freuen wir uns über ein ruhiges Wochenende. Vor einer Woche waren wir auf der Weihnachtsparty der Geostudenten, in der letzten Woche hatte ich Weihnachtsfeier, und bei Tania geht es in der kommenden Woche noch einmal rund. Da genießen wir die momentane Verschnaufpause — wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten ;-)
Laut des norwegischen meteorologischen Instituts können wir im südlichen und östlichen Norwegen noch mit weißen Weihnachten rechnen, zumindest liegt die Wahrscheinlichkeit bei über 50 %. Im Moment ist ja bei uns alles wieder grün, der Novemberschnee ist jedenfalls komplett wieder weggetaut. Vermutlich werde ich in der kommenden Woche wieder mit dem Rad zur Arbeit fahren. Ich muss ja ehrlich sagen, dass es mir so viel besser gefällt, aber die skiverrückten Norweger sehen das natürlich ganz anders.
Tarnold
Oslo, 7. Dezember 2004
Über das Weihnachtsbier in Norwegen haben wir an dieser Stelle ja bereits berichtet, doch es gibt noch ein weiteres traditionsreiches Getränk, das sich besonders jetzt zur Weihnachtszeit besonderer Beliebtheit erfreut: akevitt, auf gut deutsch Aquavit. In den Vinmonopolläden werden momentan nicht weniger als 36 Sorten vertrieben.
Frei nach „der Dativ ist dem Genitiv sein Tod” könnte man also sagen: Was den Schotten ihr Whisky ist dem Norweger sein Aquavit. Wenn man als Deutscher an Aquavit denkt, fallen einem spontan vielleicht diese Marken ein: Aalborg Jubilæumsaqvavit aus Dänemark, Linje Aquavit aus Norwegen, Bommerlunder und bestenfalls noch Malteserkreuz Aquavit. Stümperhaft ausgedrückt scheint es irgendwie Schnaps mit Kümmelgeschmack zu sein. Hierzulande aber gibt es eine weitaus größere Geschmacksvielfalt. Vielfältige Kräutermischungen und unterschiedliche Reifeverfahren, z. B. in alten Eichen- oder Sherryfässern, verleihen jedem Aquavit ein einzigartiges Aroma und eine zumeist goldbraune Farbe. Der relativ günstige Preis (kr. 240 bis 455) tut seiner Beliebtheit keinen Abbruch und macht ihn zu einem wahren Schnäppchen unter den Spirituosen.
Getrunken wird Aquavit natürlich gerade zum gehaltvollen Essen (wohlgemerkt zum Essen, nicht hinterher), und zwar bei Zimmertemperatur (und nicht einsgekühlt).
Fußballbundesliga live und in Farbe und für umsonst — wo gibt's denn sowas? Ja, in Norwegen! Vieles ist hier zwar teurer als in Deutschland, aber dafür können wir bis zum Saisonende kostenlos jeweils ein Sonnabends- und Sonntagsspiel live im norwegischen Staatsfernsehen verfolgen. Zusammen mit Tanias deutschem Kollegen Oliver, der ausgesprochener Schalkefan ist (er kann ja nichts dafür; er kommt aus dem Westen, ist sonst aber ganz nett), haben wir uns am Sonntag das Spiel Dortmund-Schalke angesehen. Das war schon eine merkwürdige Situation — da sitzt man in Norwegen und schaut deutschen Fußball im norwegischen Fernsehen! In der nächsten Woche gibt es übrigens Bayern gegen Stuttgart. Mal sehen, wann das erste Werderspiel übertragen wird ...
Überraschend hatten wir jetzt knapp eine Woche Tauwetter, was zu sehr unangenehmen Straßenverhältnissen führte. Unsere Straße und viele Fußwege sind von einer netten Eisschicht bedeckt und unsere Spikes sind wieder im täglichen Einsatz. Na ja, einen kleinen Trost haben wir ja, im März/April wird das auch überstanden sein.
Tarnold
Beleuchteter Baum an der Uni
Oslo, 29. November 2004
Einen kleinen Vorgeschmack auf den Winter haben wir in der vorletzten Woche schon bekommen — nun hat es uns aber knüppeldick erwischt: Offiziell haben wir bereits 26 cm Schnee in Oslo.
Bis vor ein paar Tagen hatte ich noch ein wenig Hoffnung, dass der erste Schnee vielleicht noch wieder wegtauen würde und ich weiterhin mit dem Rad zur Arbeit fahren könnte, aber nachdem es Freitag den ganzen Tag geschneit hat und Tauwetter für die nächsten drei Monate wohl nicht zu erwarten ist, habe ich mir eine Dreimonatskarte für den ÖPNV bestellt.
Die momentanen Wetterverhältnisse führen natürlich zu Problemen im Straßenverkehr. Im Osloer Stadtgebiet passiert es immer wieder, dass querstehende LKW die Straßen blockieren. Vor allem ausländische, aber auch viele norwegische LKW-Fahrer sind mit abgefahrenen Sommerreifen unterwegs, haben keine Schneeketten dabei oder wissen nicht, wie sie diese anlegen sollen.
Probleme gibt es auch bei den neuen Bussen in Oslo: Die Niederflurbusse aus Deutschland — die gleichen Baureihen, die auch in Bremen eingesetzt werden — sind für die hiesigen Straßenverhältnisse im Winter nicht geschaffen, denn sie können angeblich nicht mit Schneeketten betrieben werden. Die Konsequenz: Wenn es kräftig schneit, fahren die Busse halt nicht mehr, bis die Straßen geräumt sind.
Auf den Schnee haben viele Norweger aber mit Sehnsucht gewartet — nicht nur die Skiläufer, die jetzt endlich wieder die Pisten und Loipen bevölkern können, sondern auch die vielen Familienväter, die jetzt voller Stolz ihre beliebten Winterspielzeuge hervorholen können, die Schneefräsen. Von wegen vorweihnachtliche Stimmung und so, irgendwo brummt immer so ein Ding.
Nun ist es also soweit, der Lack ist ab, Schluss mit lustig, aus und vorbei, so langsam beginnt jetzt wohl der Ernst des Lebens. Obwohl ich mich in den vergangenen 39 Jahren darauf vorbereiten konnte, kam es dann doch ganz plötzlich, jetzt bin ich also vierzig. Birte und Thomas waren extra übers Wochenende aus Deutschland angereist, um die vielen Geschenke abzugeben. Als Belohnung gab es dafür reichlich zu essen und zu trinken, außerdem als Zugabe bestes Winterwetter, und diese Mischung hat wohl Appetit auf einen kleinen Wintersporturlaub in Norwegen gemacht. Apropos Wintersport: Da ich unter anderem ein Set mit Skiwachs geschenkt bekommen habe, müssen wir uns nun wohl endlich die dazu passenden Bretter zulegen ...
Tarnold
6 Grinsbacken in Hellerud
Oslo, 14. November 2004
Keine Frage — das beste Bier bekommt man in Norwegen im Winter. Zwischen November und, sagen wir einmal, Februar gibt es das juleøl zu kaufen, das Weihnachtsbier also.
Fredrikstad Juleøl
Das Juleøl wird in jedem Jahr mit Spannung erwartet. Nach dem Erscheinen dieses Saisonbieres überschlagen sich die Zeitungen und Zeitschriften mit Bewertungen und Testberichten, und nicht zuletzt Norøl, der Verein norwegischer Bierfreunde, kürt auf seinem juleølfestival alljährlich das beste Weihnachtsbier.
Beim Juleøl handelt es sich eigentlich um ein etwas stärkeres, rötliches Bier, mit einer stärkeren Malznote und geringer ausgeprägten Bitterheit als bei einem Pils und mit einem Alkoholgehalt von rund 6,5 % vol. Wegen der Gesetzeslage, nach der alkoholische Getränke ab einem Alkoholgehalt von 4,75 % nur im Vinmonopol erhältlich sind, bieten die Brauereien aber zwei Versionen an: eine entschärfte für die Supermärkte und das echte Juleøl für die Vinmonopolläden.
Freuen sich über das billige Bier: Tania und Anne beim Julebord
Etwa zur gleichen Zeit, in der das Juleøl in die Läden kommt, beginnt in Norwegen die julebord-Saison. Wörtlich übersetzt heißt julebord Weihnachtstisch, von der Bedeutung her entspricht es ungefähr dem Begriff Weihnachtsfeier, wobei die Saison dafür schon Anfang November beginnt, und da denkt in Deutschland wohl kaum jemand an Weihnachtsfeiern. In der Regel hat man mehrere Gelegenheiten, an einem Julebord teilzunehmen – ganz ähnlich wie in Deutschland trifft man sich mit Freunden, vom Verein aus oder mit Kollegen und geht irgendwo essen. Anders als in Deutschland ist „feiner Zwirn” Pflicht. Und eines ist auch ein auffälliges Merkmal: Beim Alkohol langt jeder gerne zu, selbst Personen, die sonst wenig oder gar nichts trinken, lassen beim Julebord mal so richtig die Sau raus – mit den entsprechenden Folgen ;-)
Freuen sich über das billige Bier: Frode und Arnold beim Julebord
Wir hatten am Freitagabend Gelegenheit, beim Julebord von Ølklubben Bjórrjal teilzunehmen. Wir selbst sind dort zwar keine Mitglieder, aber unsere Freunde Anne und Frode. Das Besondere an diesem Julebord: Der Ølklubb ist sozusagen ein Fanclub der örtlichen Brauerei, und das Bier gibt es deswegen umsonst – man bezahlt also nur für das Essen. Diese Gelegenheit ließen wir uns natürlich nicht nehmen – wann gibt es so etwas schon, dass man das Bier gratis bekommt?
SCHWARZBROT UND SAURE GURKEN
Wie immer kombinierten wir unseren Besuch in Fredrikstad mit einem Abstecher zum Einkaufen nach Schweden, das ja nur 25 km entfernt liegt. Dieses Mal aber konnten wir unseren günstigen Einkauf in Norwegen fortsetzen, denn in Sarpsborg, einer Nachbarstadt Fredrikstads, befindet sich einer der nagelneuen norwegischen Lidl-Märkte! Wir waren sehr gespannt auf das Angebot, denn wir hatten vorher noch keinen Lidl-Markt in Norwegen betreten. Eigentlich hatten wir auch nicht vor, besonders viel zu kaufen, denn wir hatten unseren Bedarf vorher in Schweden gedeckt. Aber unser Einkaufswagen füllte sich dann recht schnell, denn das Angebot besteht größtenteils aus denselben Produkten wie in Deutschland, mal abgesehen von Molkereiprodukten. Schwarzbrot — es gibt bezahlbares Schwarzbrot! Ich glaube jeder im Ausland lebende Deutsche weiß, wovon ich rede. Und dann sahen wir zum ersten Mal „vernünftigen” Blumenkohl – hier macht die Größe den Unterschied: Die norwegischen Blumenkohle sind nämlich kaum größer als eine — na sagen wir mal — Bauarbeiterfaust. U.v.a.m. — Salami, saure Gurken, Nürnberger Bratwürstchen, ... Alles in allem haben wir weit über tausend Kronen bei unserem ersten Einkauf bei Lidl gelassen. Schade nur, dass es zur Zeit keinen Lidl-Markt in unserer Nähe gibt — aber das soll sich ja irgendwann ändern.
Also sowas — da guckten wir neulich norwegisches Fernsehen und sahen Werbung der norwegischen Ladenkette Coop, in der ein tolles Notebook beworben wurde, und die technischen Daten entsprachen weitgehend denen des Aldi-Notebooks, das wir vor knapp vier Wochen in Deutschland erworben hatten. Ein Blick auf die Coop-Homepage bestätigte es: Medion beliefert seit kurzem auch Coop in Norwegen, und das beworbene Notebook entspricht dem Aldi-Notebook, nur dass die TV-Karte fehlt. Dafür ist es in Deutschland aber immer noch rund 185 Euro billiger gewesen als hier.
Tarnold
Oslo, 31. Oktober 2004
Herzschlagfinale im norwegischen Fußball: Erst in der 89. Spielminute konnte Rosenborg Trondheim das Fernduell gegen den Konkurrenten Vålerenga IF aus Oslo für sich entscheiden und machte damit die 13. Meisterschaft in Folge perfekt. Vålerenga fehlte am Ende nur ein Tor zur ersten Meisterschaft nach 1984.
Beide Teams starteten mit dem gleichen Punkt- und Toreverhältnis in das letzte Spiel der Saison, allerdings war Rosenborg wegen der höheren Anzahl geschossener Tore Tabellenführer. Beide Mannschaften hatten am letzten Spieltag ein Heimspiel — Rosenborg empfing den Tabellensechsten Lyn, Vålerenga hatte den Abstiegskandidaten Stabæk zu Gast. Exklusiv für die Leser von ZBiO folgt eine kurze Zusammenfassung der beiden Spiele:
18.00 Uhr | Anpfiff |
18.28 Uhr | 1:0 für Vålerenga durch Kjetil Wæhler — Vålerenga ist Tabellenführer! |
18.45 Uhr | Halbzeit — Jubel in Oslo, noch kein Tor in Trondheim. |
19.13 Uhr | 1:0 in Trondheim durch Daniel Braaten — Rosenborg erobert die Tabellenführung zurück. |
19.17 Uhr | Lyn kann ausgleichen — es steht 1:1 in Trondheim. Dadurch hat Vålerenga im Moment wieder die Nase vorn. |
19.17 Uhr | Schon wieder Tor in Trondheim — Frode Johnsen bringt Rosenborg wieder in Führung. |
19.25 Uhr | Und noch einer — 3:1 für Trondheim, erzielt durch Frode Johnsen. Vålerenga braucht jetzt mindestens zwei Tore, um noch Meister zu werden. |
19.37 Uhr | Tor in Oslo — 2:0 für Vålerenga durch Daniel Fredheim Holm. |
19.37 Uhr | Jaaaa — 3:0 in Oslo durch Erik Hagen — wenn es so bleibt, ist Vålerenga Meister!!! |
19.44 Uhr | Dieser Frode Johnsen — er schießt das 4:1 in der 89. Spielminute, sichert Rosenborg dadurch die 19. Meisterschaft und sorgt für Ernüchterung in Oslo. |
War also nichts — fast wären „wir” zweimal Meister geworden ... Dafür spielt Vålerenga in der neu geschaffenen Royal League, die sich aus den jeweils vier besten Mannschaften aus Dänemark, Schweden und Norwegen zusammensetzt — vielleicht ist da ja noch was zu holen.
hoch die Tassen!
Zurück aus Bremen
Ja wo seid ihr eigentlich abgeblieben?? Da geht man fünf Schritte und plötzlich steht man fast allein auf dem Freimarkt! Naja — ich denke mal, ihr habt euch auch ohne uns gut amüsieren können — groß genug war eure Gruppe wohl (kurze Erklärung für die, die nicht dabei waren: Als wir in Bremen waren haben wir uns mit über zwanzig Freunden und ehemaligen Kollegen zum Freimarktsbummel getroffen, doch bereits nach einer guten Dreiviertelstunde haben wir rund die Hälfte der Teilnehmer verloren, aus uns bisher noch unerklärlichen Gründen). Trotzdem war es schön, dass so viele Leute sowohl zum Freimarkt als auch in den Leierkasten am Tag davor gekommen sind
Pro-hoost!
Ansonsten sind wir gut wieder nach Hause gekommen. Die Fähre von Kopenhagen nach Oslo hat zwar anständig geschaukelt, aber wir haben es alle gut überstanden. Auch unser neues Aldi-Notebook haben wir gut ins Land bringen können. Inzwischen haben wir es neu aufgesetzt — läuft super. Damit hat dann unser 486er Notebook aus dem Jahre 1995 mit 8 MB Hauptspeicher, 250 MB Platte und Graustufendisplay endlich ausgedient und kann der Entsorgung zugeführt werden.
Tarnold
Oslo, 19. Oktober 2004
Die letzten Tage hatten es wahrlich in sich: War König Olav V. gar nicht seines Vaters Sohn? Wieso treibt sich Tania in London herum? Was ist eigentlich „Powerbrygging”? Wer wird norwegischer Fußballmeister? Und wie ist es unserem Besuch ergangen?
gute Laune im Fernsehturmfahrstuhl
Ganz so schlimm war es dann doch nicht — Arne und Ulrike, die uns vor zwei Wochen besuchten, haben die stürmische Überfahrt gut überstanden. Die Fähre aus Kiel hat sich zwar ganz gut bewegt, aber es reichte nicht für Seekrankheit oder durch den Raum fliegende Fernsehgeräte. So konnten wir die beiden mit leckerem Selbstgebrauten willkommen heißen. Diesem Willkommenstrunk sollten noch einige weitere leckere Biere folgen, so dass diese Woche für uns alle recht anstrengend wurde, egal ob man nun arbeiten musste oder nicht ...
durch nichts zu erschüttern: Das norwegische Königshaus
Anstrengend dürfte die Woche auch für Königens gewesen sein. Ein norwegischer Historiker hat ein Buch über König Haakon VII. und Königin Maud herausgegeben, den Großeltern des heutigen Königs Harald V. also. Und so ganz nebenbei wird dort angedeutet, dass der Sohn Haakons und Mauds, der spätere König Olav V., einen anderen biologischen Vater als Haakon gehabt haben muss. Zur Zeit der Empfängnis waren Haakon — seinerzeit dänischer Prinz mit Namen Carl (immer wieder lustig, diese Geschichte mit den Namen) und Gattin Maud (übrigens Großtante von der Queen) nämlich längere Zeit getrennt. Während Carl (also der spätere Haakon) sich auf einem dänischen Marineschiff befand, begab sich Maud zu einem geheimgehaltenen Krankenhausaufenthalt nach London. Die Ehe zwischen den beiden bestand bereits sechs Jahre und war bis dahin kinderlos, was bereits zu Zweifeln an der Zeugungsfähigkeit Carls (der später als Haakon bekannt wurde) führte. Der Autor des jetzt erschienenen Buches postuliert nun, dass Maud künstlich befruchtet wurde, und er vermutet, dass Mauds Leibarzt (nicht nur) seine Finger im Spiel hatte. Zumindest scheint die Aktion geglückt zu sein, denn neun Monate später kam Prinz Alexander (der spätere — ihr ahnt es schon — Olav) zur Welt. Dem Leibarzt wurde denn auch vom dänischen König Das große Kreuz am Dannebrog verliehen, weil er „durch seine mirakulöse Kur dem König einen neuen Prinz von Dänemark geschenkt hat.”
... und hier Buckingham Palace — immer wieder schön anzusehen
Neu sind die Gerüchte um Haakons (Nicht-)Vaterschaft indes nicht. Schon vor hundert Jahren kursierten in Kopenhagen Geschichten über Carls Zeugungsunfähigkeit, die ein Resultat verschiedener Geschlechtskrankheiten gewesen sein könnten, die er sich in seinem ausschweifenden Leben als Marinesoldat geholt haben soll. Schlimmer noch trieben es die Nazis. Während der Besatzungszeit versuchten sie, das Ansehen des norwegischen Königshauses zu untergraben indem sie behaupteten, dass Prinz Olav ein uneheliches Kind von Mauds Schwester und einem englischen Offizier sei und er von Maud und Haakon adoptiert wurde.
Natural History Museum
Viel höhere Wellen als in Norwegen schlug diese Geschichte in Großbritannien: Sollte sie sich als wahr erweisen, dann wäre das norwegische Königshaus „englischer” als das englische. Für den Norweger ist es hingegen nicht so wichtig, ob Haakon nun der Vater von Olav ist oder nicht — da fällt es schon mehr ins Gewicht, dass folkekonge Olav mit der Straßenbahn fuhr und von der Holmenkollenschanze sprang.
Ziemlich englisch war auch das Wetter, das Tania während ihres Dienstaufenthaltes in London erleben durfte — recht nass war es dort halt. Zum Glück wurde sie nicht ausschließlich von außen nass — selbstverständlich hat sie dafür gesorgt, dass ihre Kehle adäquat befeuchtet wurde: Wenn man sich schon in der Hauptstadt des Ales befindet, muss man die Gegebenheiten ja auch mal nutzen! Tania musste recht überraschend zum Natural History Museum in London, wo sich einige Wissenschaftler trafen, um die gemeinsame Arbeit an einem Nachschlagewerk über Dinoflagellaten zu besprechen. Tania fühlt sich ausgesprochen geehrt, dass sie an diesem überaus renommierten Projekt mitarbeiten kann. Da sie die London-Reise privat bezahlt hat, war sie froh, dass sie umsonst bei Sebastian und Franziska wohnen konnte. Wenigstens war noch genug Zeit neben der Arbeit, dass sie auch ein bisschen Sightseeing in London machen konnte.
Franziska (Bildmitte) und Sebastian (mit Brille)
Soviel Freizeit hatte ich dann doch weniger, da wir uns momentan in einer Phase des Powerbryggings befinden. Das Brauen hatten wir eine Weile ziemlich vernachlässigt, so dass sich unsere Vorräte arg dezimiert hatten. Wir mussten also für Nachschub sorgen. Hinter der englisch-nordischen Wortschöpfung Powerbrygging verbirgt sich also nichts anderes als die Beschreibung des Vorgangs verschärften Brauens. Während der vergangenen zwei Wochen hatten wir an fast jedem Tag irgendetwas mit unserem Bier zu tun, sei es nun das Ansetzen eines Hefestarters, das Würzekochen, Umfüllen, Abfüllen ... und wenn die Braumagd nicht zu Hause ist, muss der Knecht halt alles selber machen! Aber schließlich hat das Ganze ja auch seine guten Seiten — unsere Vorräte füllen sich wieder und das Leergut steht nicht mehr im Wege herum. Und jeden Abend stehe ich im Bad und betrachte stolz das vor sich hingärende Gebräu — da wird mir immer ganz warm ums Herz ...
„Und — wer wird Meister?” — In Deutschland antworten viele auf diese Frage: „Bayern!” — auch wenn sie damit nicht immer richtig liegen, wie wir alle wissen. Wenn man in Norwegen „Rosenborg!” antwortet, kann man eigentlich nicht viel falsch machen, denn Rosenborg Trondheim ist in den letzten zwölf Jahren immer ganz oben gewesen. Aber in diesem Jahr ist alles anders. Schon zu Beginn der Saison hat sich der Club, wo Rune Bratseth immer noch Manager ist, eine Schwächephase geleistet, und war lange Zeit weit entfernt vom ersten Platz. Inzwischen stehen sie zwar wieder ganz oben, aber dort sind sie seit dem vergangenen Spieltag nicht mehr so ganz allein: Vålerenga IF, der Club aus dem Osten Oslos, also unser Verein, vor zwei Jahren knapp dem Abstieg entronnen, steht seit gestern Abend punktgleich auf dem zweiten Platz. Hier bei ZBiO drücken jedenfalls alle VIF ganz dick die Daumen, dass es was wird mit dem seriegull, der Meisterschaft also — zwei Spieltage haben wir noch, dann ist es entschieden.
Schon lange entschieden ist unsere bevorstehende Reise nach Bremen, in die Stadt des amtierenden wenn auch momentan noch nicht ganz so ruhmreich agierenden ... naja ihr wisst schon. Mittwochnachmittag geht es mit unseren Freunden Merethe und Audun auf die Fähre nach Kopenhagen, am Donnerstag trudeln wir dann in Bremen ein. Nicht vergessen: Sonnabend Freimarktsbummel — 19.30 Uhr am Elefanten (mal sehen, wir weit wir kommen ...)
Herbst in Oslo
Tarnold
Oslo, 4. Oktober 2004
Da müssen sich ein paar Polizeibeamte aus Bremen und Niedersachsen doch regelrecht verarscht vorkommen: Da retten sie in einer gemeinschaftlichen Aktion den kleinen Seehundheuler „Willi”, wie heute auf Weser-Kurier online nachzulesen war, und gleichzeitig ruft der norwegische Fischereiminister Touristen ins Land, damit endlich die jährliche Quote von 2000 Seehunden in Norwegen erlegt werden kann.
Ein kleiner, süßer, putziger Heuler
Der kleine putzige Heuler Willi, der von Bremer Polizisten vermutlich vor dem Hungertod gerettet wurde, kann sich jetzt erst einmal so richtig in der Seehund-Aufzuchtstation in Norddeich verwöhnen lassen (sofern er denn die für ihn sicherlich stressige Tour dorthin überlebt hat). Ich schätze mal, dass man ihn dort überwintern lassen wird. Damit sieht er einer etwas rosigeren Zukunft entgegen als sie viele seiner Artgenossen an der Westküste Norwegens erleben dürften.
Wie in jedem Jahr sind dort nämlich wieder rund 2000 Seehunde zum Abschuss freigegeben. Diese feisten, verfressenen Biester fressen den Fischern nämlich den ganzen Fisch weg. Außerdem beschädigen sie häufig die Fischaufzuchtanlagen und verbreiten Krankheiten und Parasiten — da muss man natürlich einschreiten. Und weil in den vergangenen Jahren die einheimischen Jäger die Quote nicht haben erfüllen können — schließlich warten ja auch noch Elch und Hase auf die Waidmänner — sind ab Januar auch Jagdfreunde aus dem Ausland eingeladen, sich an dem Fischereischutzprogramm zu beteiligen.
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zu diesem Thema. In der Touristikbranche fürchtet man, dass die Attraktion Seehundjagd zum Boomerang werden könnte. Viele Touristen kommen nach Norwegen der Natur wegen, und die zu erwartenden Bilder abgeschlachteter Seehundbabys sind da natürlich kontraproduktiv.
Abgesehen davon sind die zur Jagd freigegebenen Arten nicht vom Aussterben bedroht — anders als der Seehund an der deutschen Küste. Und die Jagd ist in Norwegen ein weit verbreitetes Hobby — schließlich gibt es hier in jedem Sport- und Outdoorladen auch Flinten und Munition zu kaufen.
Im Augenblick stürmt es ganz gut bei uns — das muss man genießen, kommt ja nicht so oft vor in Oslo. Mal sehen, was Arne und Ulrike davon halten — die befinden sich gerade an Bord der Kielfähre und sind auf dem Weg zu uns. Ob sie morgen wieder feste Nahrung zu sich nehmen können? Wir lassen uns überraschen ...
Tarnold
Oslo, 30. September 2004
Was ist denn eigentlich im norwegischen Luftraum los? Am Montag herrschte im Norden Mord und Totschlag (zumindest fast), während im Süden erst einmal gar nichts ging.
„Ruhe in der Luft!” hieß es in ganz Südnorwegen, weil die Fluglotsen sich alle krank meldeten. Damit wollten sie ihren Protest gegen die Verlegung der Flugüberwachung Südnorwegens von Oslo nach Stavanger ausdrücken. Allein in Oslo waren am Montag 40.000 Reisende von ca. 620 Flügen von dieser Aktion betroffen.
Auch gestern herrschte noch das totale Chaos, und auch Bundeskanzler Schröder bekam das zu spüren. Der war nämlich zu einem kurzen Besuch in Norwegen. Eigentlich wollte er in der Heimatstadt des norwegischen Ministerpräsidenten Bondevik, in Molde, an einer Gedenkfeier zu Ehren der Gefallenen des zweiten Weltkriegs teilnehmen, aber da hätte er wohl etwas länger am Flughafen warten müssen. So kam es zu einer Kranzniederlegung an der Akershus festning.
Viel schlimmer ist aber der Zwischenfall, der sich am Montag über Nordnorwegen ereignete. Ein Passagier griff während des Fluges die Piloten mit einer Axt an und verletzte sie am Kopf. Und weil die Herren Piloten nicht mehr ganz bei der Sache waren, verlor das Flugzeug stark an Höhe und konnte laut eines Artikels aus Aftenposten erst in ca. 30 m Höhe von den Piloten abgefangen werden. Der Täter konnte von zu Hilfe geeilten Passagieren überwältigt werden. Später stellte sich heraus, dass der Mann mit der Axt noch zwei Messer bei sich trug.
Da fragt man sich natürlich, wie man so etwas in ein Flugzeug bekommt, wo doch jedermann weiß, dass man nicht mal mehr seine Fußnägel im Flieger pflegen kann — schließlich darf das Nagelnecessaire nicht im Handgepäck mitreisen. Zur Zeit gibt es noch 28 Regionalflughäfen in Norwegen, die über kein System zum Durchleuchten des Gepäcks der Passagiere verfügen — erst ab dem 1. Januar 2005 sollen alle Flughäfen damit ausgerüstet sein.
Aber zurück zum Bundesgerd. „Er ist ein Politiker mit dem Mut, schwierige Entschlüsse zu treffen ... Mit den sozialen Reformen, die Schröder in Deutschland gerade durchführt, ist er meiner Meinung nach der am meisten verantwortungsbewusste Politiker Europas. Für einen Arbeiterjungen wie mich wäre es natürlich, für ihn zu stimmen, wenn ich Deutscher wäre.” So viel Lob bekommt der Mann ja nur selten — geäußert wurde es von seinem Freund Kjell Inge Røkke, seines Zeichens Chef des Werftkonzerns Aker Yards, der auch Werften in Wismar und Warnemünde besitzt. Das Zitat lassen wir jetzt einfach einmal eine Zeit lang wirken, ohne es weiter zu kommentieren.
Aftenposten Nettutgaven ist auch nicht mehr das, was es früher einmal war. Vor ein paar Tagen haben die ihren Internetauftritt runderneuert, und seitdem müssen wir dauernd unser Skript anpassen, damit rechts die aktuellsten Schlagzeilen angezeigt werden. Können die sich langsam für ein Layout entscheiden? Wir bitten dies zu entschuldigen — liegt nicht in unserer Macht!
Tarnold
Oslo, 25. September 2004
Am Donnerstag, den 23. September, hat in Norwegen ein neues Zeitalter begonnen: Lidl hat seine ersten zehn Geschäfte eröffnet! Schon im Vorfeld dieses Ereignisses sind die Preise im Einzelhandel wiederholt gesunken, aber was sich jetzt abspielt, ist wirklich unfassbar: Preissenkungen von 50 bis 80% bei einzelnen Artikeln — da muss man sich als Norweger doch echt verarscht vorkommen!
Nun bleibt abzuwarten, ob die neuen Preise — sowohl die von Lidl als auch die von den norwegischen Handelsketten — von Dauer sind, aber da Lidl sich noch im Aufbau befindet, kann man wohl davon ausgehen, dass es noch eine Weile so weitergehen wird. Wir haben bisher noch nicht den Weg in den nächsten Lidl-Markt gefunden (der ca. 30 km entfernt liegt), aber wir sind natürlich gespannt auf das Sortiment: Wird es endlich in Norwegen saure Gurken geben? Oder bezahlbares Schwarzbrot? Wie schmeckt das Lidl-Bier? Fragen über Fragen — bald werden wir die Antwort wissen.
Das Oktoberfest in München ist in vollem Gang, und so ein Bierfest inspiriert auch die hiesigen Brauer. So gibt es von der Brauerei Borg aus Sarpsborg zur Zeit das Oktoberøl, abgefüllt in eine Flasche mit blauweißkarierter Banderole. Aber auch die Norweger kennen die gesanglichen Eigenarten dieses kleinen Bergvölkchens im Süden Deutschlands — siehe Etikett rechts.
Tarnold
Oslo, 20. September 2004
Na wenn das keine Überraschung ist — schon wieder Nachwuchs im norwegischen Königshaus! Diesmal sind's die anderen wieder — Prinzessin Märtha Louise, die Schwester von Kronprinz Haakon also, erwartet im April ihr zweites Kind. Wir von ZBiO gratulieren natürlich und nehmen diese frohe Kunde zum Anlass, unsere kleine Flagge wieder zu hissen!
Da las ich heute bei Weser-Kurier online, dass am Wochenende ein Mann im Unisee ertrunken ist. „Mein Gott”, dachte ich so bei mir, „wer geht denn bei diesem Wetter noch baden?” Aber dann fiel mir ein, dass ihr in Bremen ja noch ganz nettes Spätsommerwetter hattet. Wir hingegen sind der Zeit etwas voraus: Seit ein paar Tagen haben wir astreines Novemberwetter! Regen, Sturm, grauer Himmel, Temperaturen maximal um die fünfzehn Grad. Vergangenen Donnerstag mussten wir am Auto zum ersten Mal Eis kratzen. Da kann ich mich also langsam an den Gedanken gewöhnen, die Winterreifen zu montieren.
Tarnold
Oslo, 12. September 2004
Lissabon — Turm von Belém
Lange Zeit haben wir an dieser Stelle nichts von uns hören lassen — das liegt hauptsächlich daran, dass wir uns für rund eine Woche im äußersten Südwesten Europas aufhielten, in Portugal nämlich. Tania nahm an einer Konferenz in Lissabon teil, während ich die Zeit bei hochsommerlichen Temperaturen zum ausgiebigen Sightseeing nutzte. Daher gibt es heute ausnahmsweise mal ein paar Eindrücke und Fotos „aus dem Süden”.
Sintra — Palast von Pena
Bisher war Portugal so etwas wie ein weißer Fleck auf unserer imaginären Landkarte — wir waren beide vorher noch nicht dort gewesen und über das heutige Portugal war uns nur wenig bekannt — mal abgesehen von der Expo 1998 und der Fußballeuropameisterschaft aus diesem Sommer. Die Euro 2004 scheint in den Köpfen der Portugiesen noch nicht ganz vorbei zu sein — fast alle Häuser sind immer noch mit portugiesischen Flaggen geschmückt.
Lissabon — Blick auf die Altstadt (Baixa) und den Burghügel
Wir haben uns Portugal in etwa wie ein kleine, ärmere Version Spaniens vorgestellt, mussten diese Vorstellung aber gründlich korrigieren. Während uns Spanien immer etwas südländisch-chaotisch vorkam, geht es in Portugal (zumindest in den Ecken, die wir kennengelernt haben) wesentlich geordneter zu. Insgesamt wird die Infrastruktur des Landes von der Organisation dieser Großereignisse (Expo und Euro) profitiert haben. Besonders positiv ist uns die U-Bahn in Lissabon aufgefallen. Die ältesten Waggons waren keine zehn Jahre alt, verfügten über Klimaanlage und die Fahrt verlief so ruckfrei, dass man sich noch nicht einmal festzuhalten brauchte. Und das beste dabei: Eine einfache Fahrt kostete ganze 65 Cent. Wenn man sich das Gegenstück in Oslo ansieht, fragt man sich eigentlich, welches Land doch gleich das reichste der Welt sein soll (fairerweise müssen wir natürlich zugeben, dass wir nichts über das Wohlfahrtssystem und die Staatsverschuldung in Portugal wissen) ...
Batalha — Kloster von Batalha
Die glorreiche Vergangenheit Portugals verfolgt einen im Zentrum Lissabons (und nicht nur dort) natürlich auf Schritt und Tritt. Die vielen historischen Gebäude vermitteln gut den Reichtum, den Portugal aufgrund der Entdeckungen und Kolonialisierungen ab dem 15. Jahrhundert erlangte — zu einer Zeit also, als Norwegen beispielsweise nur eine unbedeutende dänische Provinz war.
Atlantikküste — Kap Mondego
Aus Portugal haben wir also durchaus positive Erinnerungen mit nach Oslo genommen. Leider haben die überall präsenten Lüftungs- und Klimatisierungssysteme bei Tania ihre Spuren hinterlassen: Sie hat sich als Andenken einen steifen Nacken mitgebracht, der sie für zwei Tage vollkommen außer Gefecht setzte. Aber die Beweglichkeit ihres Halses verbessert sich langsam aber stetig wieder.
Unser nächster Besuch in Bremen steht nun auch fest: Nach zwei Jahren Abstinenz wollen wir mal wieder über den Freimarkt ziehen und kommen daher am zweiten Freimarktswochenende zusammen mit unseren Freunden aus Oslo nach Bremen. Einen Freimarktsbummel haben wir für Sonnabend, den 23.10. eingeplant. Wer Lust hat, uns zu begleiten, darf gerne kommen.
Tarnold
Oslo, 19. August 2004
Die einzig wahre Raumdekoration ;-)
Die Norweger sind schon anders: Da laufen abends in den Hauptnachrichtensendungen des Fernsehens minutenlange Amateurvideos, die Norweger beim Angeln eines zugegebenermaßen großen Fisches zeigen. Auch in den Zeitungen wird ausführlich berichtet, wenn einem Fischer ein dicker Brocken ins Netz gegangen ist. Weiß ja auch nicht — heißt es hier vielleicht „Dicke-Fische-Zeit”, wenn man in Deutschland von der „Saure-Gurken-Zeit” spricht?
Und nun läuft seit rund zwei Wochen auch noch die Krebsfangsaison. Viele Norweger sitzen jetzt an den Seen in der Oslomark und warten, dass es dunkel wird und holen sich die Krebse aus dem Wasser — merkwürdige Hobbys!
Pro-host!
Am vergangenen Wochenende waren wir bei unseren Freunden aus Fredrikstad zu einer Party eingeladen. Sie haben es endlich geschafft, einen Teil ihrer umfangreichen Bierglassammlung (die zu einem nicht unwesentlichen Teil aus Gläsern Bremer Herkunft besteht) im Wohnzimmer auszustellen. Ihr seht also, wir sind da nicht die einzigen!
Unsere Freunde haben ihren Urlaub in Deutschland verbracht und von dort nur gute Sachen mitgebracht — je eine Kiste Hemelinger und Haake-Beck Kräusen nämlich! Und eine 2-l-Flasche Flensburger war auch noch dabei, die wir dank des dazugehörigen Glases zünftig leeren konnten. Das war schon ein etwas unwirkliches Gefühl — mitten in Norwegen, um uns herum nur Norweger, und der Tisch stand voller Hemelingerflaschen ...
mmh!!
Die Sommerferien sind seit Anfang dieser Woche vorbei — das heißt also: Die Kollegen sind alle wieder da, die Straßen sind voll, und der Studienbetrieb in der Uni beginnt auch so langsam wieder. Eines wundert uns in jedem Jahr wieder: Zu Semesterbeginn steht ein gar nicht mal so kleines Bierzelt auf dem Campus, wo es zu günstigen Preisen Bier zu kaufen gibt (0,5 l für kr 34 — ca. € 4,05) — und das in Norwegen! Letzendlich ist es offiziell kein Bierzelt, sondern ein Festivalzelt, in dem ein Teil der Veranstaltungen des STUDiO, des Studentfestivals in Oslo, stattfindet. Knapp drei Wochen lang wird das neue Studienjahr mit Musik, Theater, Kino und — wie gesagt — günstigem Bier eingeläutet. Zumindest Letzteres genießen wir gelegentlich nach Feierabend ...
Hemelingertrinken in Norwegen
Ist Deutschland eigentlich noch zu retten? Dosenpfand, LKW-Maut, und jetzt wieder die Rechtschreibreform — wenn noch nicht einmal solche banalen Dinge umgesetzt werden können — wie soll es erst mit den wichtigen Reformen funktionieren? ZBiO jedenfalls macht dieses Hickhack nicht mit — wir bleiben bei der neuen Rechtschreibung (soweit wir sie denn verinnerlicht haben). Na ja — wenigstens gewinnt die Fußballnationalmannschaft wieder ...
Tarnold
Oslo, 3. August 2004
Auf dem Fernsehturm
Schluss mit dem Hip-Hop-Gestammel, R'n'B-Geleier und den ewigen Boygroupschwuchteleien — wir haben uns vor knapp zwei Wochen mal so richtig die Ohren durchpusten lassen! E-Gitarrensound satt gab es auf dem Konzert von Nightwish, einer Heavy-Metal-Band aus der Heimat von Pekka Lagerblom und Petri Pasanen, aus Finnland also. Das hat mal wieder so richtig gut getan, bekommt man ja sonst nicht allzu oft zu hören. Alles in allem war es zwar ein ziemlich teurer Abend, aber man gönnt sich ja sonst nichts!
Bei Tarnold gibt es wieder reichlich Selbstgebrautes
Am vorletzten Wochenende hatten wir wieder Besuch aus Deutschland. Dorit und Daniel nutzten die Gelegenheit, ehemalige Kollegen sowohl in Uppsala als auch in Oslo heimzusuchen. Da die beiden zum ersten Mal in Oslo waren, konnten wir unser bewährtes Standardprogramm abspulen. Im kommenden Jahr müssen wir dieses ein bisschen modifizieren, denn die Aussichtsplattform des Fernsehturmes wird Ende des Jahres für den allgemeinen Besucherverkehr gesperrt.
Die Bremer Hütte
So ein Pech: Ein Bergrutsch beeinträchtigt zur Zeit den Verkehr der T-bane. Kenner des Oslo'schen ÖPNV wissen ja, dass seit ein paar Jahren am sogenannten T-bane-Ring gearbeitet wird, und zur Zeit wird am „Durchbruch” zum bestehenden Tunnelsystem gewerkelt — bis es vor knapp drei Wochen infolge der notwendigen Sprengarbeiten zu einem Bergrutsch im Tunnel der Linie 5 kam. War der Zugverkehr im Tunnel schon in den letzten Monaten durch die Bauarbeiten beeinträchtigt, so ist er jetzt völlig zum Erliegen gekommen. Die Waggons, die sich im abgeschnittenen Teil des Streckennetzes befinden, haben keinen Zugang zum Depot mehr und können im Moment nicht gewartet werden. Während des Sommers waren die Folgen nicht so gravierend, da sich das Fahrgastaufkommen wegen der Urlaubszeit in Grenzen hielt und leicht von Bussen bewältigt werden konnte. Aber der Sommer ist fast vorbei, in zwei Wochen beginnt die Schulzeit wieder, und letzte Meldungen besagen, dass vor Oktober nicht mit der Wiederaufnahme des Verkehrs zu rechnen ist. Dummerweise ist der betroffene Streckenabschnitt derjenige mit der höchsten Passagierzahl ..
Ausblick auf Norwegen
Der Finanzminister Norwegens reibt sich die Hände: Dank des hohen Ölpreises wird das Land immer reicher (sogar im Weser-Kurier war es in der letzten Woche zu lesen). Es wird erwartet, dass der Wert des sogenannten oljefonds, in den der Überschuss aus dem Ölgeschäft eingezahlt wird, im Laufe dieses Herbstes die 1000-Milliarden-Kronen-Grenze überschreiten wird. Wenn die Ölpreise in den kommenden Jahren auf hohem Niveau verharren (wovon man im Allgemeinen ausgeht), wird im Jahre 2008 jeder Norweger im Schnitt einen Anteil von 330.000 Kronen haben — rein buchhalterisch natürlich, denn das Geld im Ölfond ist für schlechte Zeiten in ferner Zukunft festgelegt (erst einmal hat Norwegen noch für rund 50 Jahre Öl und für 100 Jahre Gas) — aber was nützt es, der Benzinpreis steigt hier auch ...
Auf dem Spåtind
Premiere für uns: Am vergangenen Wochenende waren wir på fjell, im Gebirge also, in einer Hütte, wie sie viele Norweger haben. Unsere Freunde Merethe und Audun hatten uns auf ihre „Familienhütte” eingeladen. Die Hütte, ca. drei Autostunden nördlich von Oslo im Synnfjellgebiet gelegen, verfügt über drei Schlafzimmer, keinen Strom, fließendes Grundwasser und utedo, ein einfaches Außenklo. Die Hütte selbst lag bereits auf ca. 700 m Höhe, der höchste Berg in diesem Gebiet, der Spåtind, hat eine Höhe von 1414 m — der wurde von uns natürlich erklommen. Die Landschaft ist dort schon recht karg — auf dem Weg „nach oben” wird die Baumgrenze rasch überschritten. Alles in allem wurden wir am letzten Wochenende wieder daran erinnert, welch geile Landschaft wir in unmittelbarer Umgebung vorfinden — etwas, das man im Alltag allzuschnell vergisst.
Noch einmal Norwegen
Fressen Vögel keine Kirschen mehr? Bei uns im Garten steht ein Kirschbaum, der unter der Last der an ihm hängenden reifen Kirschen fast zusammenbricht! Dabei sind alle Früchte frei zugänglich, es hängt also kein Netz o.ä. darüber. Im letzten Jahr waren die Kirschen schon weggefuttert, als sie noch grün waren, und nun vergammelt das Obst am Ast — und das, wo Tania doch so gerne Kirschen mag.
Tarnold
Oslo, 20. Juli 2004
„God sommer!” — das sind wohl derzeit die beiden am häufigsten gehörten Worte in Norwegen. Einen guten Sommer wünscht man z.B. seinen Kollegen, die am Arbeitsplatz zurückbleiben, während man selbst seinen Urlaub antritt — und bekommt das gleiche als Antwort zurück. Ihr könnt euch also denken, wie oft wir in diesem Jahr ein God sommer! gewünscht bekommen haben, obwohl wir selbst doch keinen Urlaub machen.
In der Universität ist es momentan wie ausgestorben — in der Woche ist dort weniger los als an einem Sonntag während des Semesters. Bei mir in der Fakultätsverwaltung sind von 36 Kollegen zur Zeit gerade einmal zehn anwesend. Die Abwesenheit von zwei Dritteln der Bevölkerung macht sich natürlich auch an anderer Stelle bemerkbar: Rushhour? Gibt es nicht mehr — brauchen wir sonst für den Weg zur Arbeit mit dem Auto rund vierzig Minuten, sind es jetzt gerade einmal zehn (nicht, dass wir oft mit dem Wagen zur Arbeit fahren würden). Oder nehmen wir mal den Wochenendeinkauf: Am Sonnabendnachmittag kommt man sonst kaum auf den Supermarktparkplatz — zur Zeit kann man auch zu dieser Zeit entspannt einkaufen gehen.
Dabei sind die Urlauber in diesem Jahr ja nicht gerade zu beneiden, zumindest sofern sie in Norwegen geblieben sind. Auch bei uns ist das Wetter — im Vergleich zu den beiden Vorjahressommern — nicht so berauschend. Fast wechselt das Wetter täglich, aber zum Glück sind wir hier von Unwettern (bisher) verschont geblieben.
Irgendwie scheint das Wetter den Leuten hier aber zu Kopf zu steigen — oder besser in die Lendengegend: Auch durch deutsche Medien wurde ja über die Vorstellung berichtet, die zwei Umweltaktivisten den Zuschauern des Quartfestivals in Kristiansand (Norwegens größtem Rockfestival) boten: Während des Auftritts einer norwegischen Band mit dem vielsagenden Namen „The Cumshots” betraten sie die Bühne, entkleideten sich und poppten munter drauf los (detailliertes Bildmaterial gibt es bei den Kollegen von VG). Dazu muss man wissen, dass die beiden „Ökopopper” einen eigenen Webserver betreiben, auf dem sie kostenpflichtig Pornofilme (mit ihnen als Hauptdarsteller) zum Download anbieten. Der Erlös aus dieser Tätigkeit soll dem Regenwald zu Gute kommen — entsprechend nennt sich dieses Projekt auch Fuck for forest — environmental porn — nur hat sich bisher noch keine Umweltschutzvereinigung bereiterklärt, Spenden von den beiden entgegenzunehmen.
Na ja, und gerade hatte sich das Land von diesem Schock erholt, da war in der Zeitung zu lesen, dass ein Paar in Halden nicht länger an sich halten konnte und es in aller Öffentlichkeit trieb (obgleich es spät in der Nacht war). Jau, und dann war da noch die Gruppe von Männern, die in Førde nackt vor einem Polizeirevier tanzten — in der falschen Annahme, dass die Beamten bereits Feierabend hätten. Die Nackten konnten dann aber schnell laufen ...
Wenn man diese Vorkommnisse so zur Kenntnis nimmt, könnte man auf die Idee kommen, dergleichen sei hier erlaubt und weit verbreitet — dem ist aber nicht so: Öffentlicher Sex beispielsweise ist in allen Formen verboten und kostet 8.000 Kronen Strafe, die in aller Regel auch gleich kassiert werden (OK — einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen).
Hat 'ne Weile gedauert, aber unsere Netzanbindung ist seit dem vergangenen Wochenende wieder gewohnt gut. Wie berichtet, hat vor gut zwei Wochen ein Gewitter unser DSL-Modem nebst Linuxrouter ins Jenseits befördert. Inzwischen haben wir Ersatz besorgt und alles funktioniert noch besser als vorher — hoffentlich nicht nur bis zum nächsten Gewitter ;-)
Tarnold
Oslo, 5. Juli 2004
Hovedøya im Oslofjord
Na so ein Ärger! Da kommen wir Freitagnachmittag nach Hause und müssen feststellen, dass wir kein Internet mehr haben! Irgendetwas stimmt mit unserem DSL-Modem nicht. Ein Anruf bei Telenor ergab dann, dass es in Oslo Probleme mit der DSL-Versorgung gab. Inzwischen vermuten wir, dass es durch ein Gewitter zu Überspannungen im Telefonnetz kam, was schließlich auch unser Modem dahingerafft hat. Nun haben wir also nur Zugang via ISDN zum Netz — daher werden unsere Webcam und die Dienste, die von unserem eigenen Webserver kommen, nur sporadisch online sein, denn beim ISDN-Zugang haben wir natürlich keine Flatrate. Jetzt müssen erst einmal die Eigentumsverhältnisse für das Modem geklärt werden (gehört es Telenor oder uns?); mal sehen, wie lange sich das zieht. Ich kann euch sagen — das ist vielleicht ungewohnt! Sonst ist die weite Welt nur einen Klick entfernt, und jetzt? Erst mal einwählen und abwarten. Sieht wohl so aus, als würden wir in den nächsten Tagen etwas länger in der Uni sein als sonst. Und unsere Downloads ... Dabei hat doch unser Provider gerade die Übertragungsraten erhöht (2048/256)!
Hovedøya im Oslofjord
Eigentlich wollte ich schon eher über dieses Thema geschrieben haben, aber ich dachte mir, ich warte lieber ein bisschen — seit 1. Juni braucht man nämlich „am Tag danach” seine Klamotten nicht mehr zu wechseln. Es geht hier um das Rauchverbot in Kneipen und Restaurants, das seit fünf Wochen in ganz Norwegen gilt. Vollkommen reibungslos und ohne größeres Murren ist dieses neue Gesetz, das den Beschäftigten in der Wirtschaftsbranche einen rauchfreien Arbeitsplatz garantieren soll, eingeführt worden. Ich will lieber gar nicht wissen, was in Deutschland passieren würde, sollte es jemand wagen, ein derartiges Gesetz zu erlassen — wahrscheinlich rutscht die SPD dann unter 0 % ...
Manchmal treibt dieses Gesetz schon komische Blüten. Neulich waren wir in einer Kneipe, wo man auch draußen sitzen kann. Da es gelegentlich regnete, waren die Markisen ausgerollt worden. Draußen sitzen jetzt natürlich die ganzen Raucher, und die Luft war so schlecht, dass wir schließlich reingegangen sind und dort unser Bier getrunken haben ...
An und für sich hat man uns ja wieder einen Supersommer versprochen, aber bisher war es noch nicht so toll. Es ist ziemlich unbeständig, des Öfteren gibt es Regenschauer, und die Temperaturen liegen meistens unter 20 °C. Ab und an gibt es dann aber auch wieder sonnige Tage, und ein bisschen Zeit hat der Sommer ja auch noch.
Hovedøya im Oslofjord
Ich fiel fast vom Glauben ab, als ich mich neulich bei meiner Onlinebank einloggte. Ein ganz neues, sensationelles Angebot steht mir dort jetzt zur Verfügung. In Deutschland wird es allgemein als „Dauerauftrag” bezeichnet, ein Instrument also, um regelmäßig wiederkehrende Zahlungen, wie z.B. die Miete, abzuwickeln. Ja, bisher mussten wir an diese Zahlungen immer rechtzeitig denken und jede Zahlung manuell ausführen. Das war ganz schön unpraktisch, besonders wenn man mal eine Weile nicht zu Hause war.
Am vorletzten Wochenende hatten wir wieder Besuch auch Uppsala — Michl und Ute waren zu Besuch. Zusammen haben wir ein paar geologisch-paläontologisch motivierte Ausflüge gemacht, so z.B auf die im Oslofjord gelegene Insel Hovedøya. Von diesem Ausflug stammen die Fotos auf dieser Seite.
Tarnold
Oslo, 20. Juni 2004
«Queen Elizabeth II» vor Akershus Festning
So, da sind wir also wieder, zurück von unserem kurzen Deutschlandausflug, der zwar nur sechs Tage dauerte, aber dennoch lang genug war, um uns vom norwegischen Bier zu entwöhnen — scheinbar hatten wir wieder ausreichend Gelegenheit, die etwas kräftigeren Biere deutscher Herkunft zu konsumieren ;-)
In Bremen fiel uns die immer noch allerorten anzutreffende Freude über Werders Titelgewinne auf. In den Schaufenstern hängen Pappmeisterschalen und -pokale, grünorange Straßenbahnen fahren durch die Stadt und viele Leute tragen irgendetwas Grünweißes am Körper. Es ist offensichtlich, dass der Gewinn der Meisterschaft das Selbstwertgefühl der Bremer gehoben hat. „Lieber drei Punkte in München als drei Punkte in Flensburg” stand auf einem LKW von Ahlers Getränke zu lesen — dem ist wohl nichts hinzuzufügen!
Inseln im Oslofjord
Für uns war es das erste Mal, dass wir mit der Fähre von Norwegen aus Richtung „Kontinent” gestartet sind, und rechtzeitig zu unserem Abreisetag zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite: Bei Sonnenschein und Temperaturen deutlich über 20 °C freuten wir uns über die tolle Aussicht auf die Landschaft rund um den Oslofjord. Ein paar Fotos auf dieser Seite sollen das dokumentieren.
Von sommerlichem Wetter können wir im Moment nicht gerade sprechen: Die Temperaturen reichen gerade an die 10 °C heran, es weht ein kräftiger Wind und es regnet viel. Auch in den kommenden Tagen ist keine große Änderung zu erwarten. Aber dieses Wetter hat auch etwas Positives, denn bisher war es viel zu trocken hier. Teilweise sieht man schon von der Sonne verbrannte Grasflächen, und in Südnorwegen braucht das Getreide dringend Wasser, sonst ist die Ernte gefährdet.
Ein gutes Restaurant im Oslofjord
Die Europameisterschaft ist in vollem Gange, und als außenvorstehender Norweger drücken wir natürlich unserem söta bror aus Schweden die Daumen, der ja eine ganz gute Ausgangsposition hat, die nächste Runde zu erreichen. Zu den Dänen hat man hierzulande — gerade nach dem jüngsten Störfeuer der dänischen Boulevardzeitung B.T. — ein nicht ganz so herzliches Verhältnis, dennoch wäre die Freude über einen Einzug Schwedens und Dänemarks ins Viertelfinale auch in Norwegen groß.
Die Schlachtgesänge deutscher Fußballfans beim Spiel gegen die Niederlande weckten übrigens unangenehme Erinnerungen: Angesichts der „Sieg! Sieg!”-Gesänge bemerkte ein Redakteur der Zeitung Dagsavisen, dass ja nur ein kleines Wort mit vier Buchstaben fehlen würde — ein Umstand, der nicht gerade Sympathie für die deutsche Mannschaft weckt.
Abendstimmung im Fjord
Über 18,5 Stunden Sonne — sofern sie denn zu sehen ist — werden wir in der kommenden Woche täglich haben, und nach Sonnenuntergang wird es momentan ja auch kaum dunkel, jedenfalls nicht bei klarem Himmel. Diese ewige Helligkeit bringt einen schon ein bisschen durcheinander — da wacht man nachts auf und denkt: „Oh, schon hell — bald müsste der Wecker klingeln!” — dabei ist es gerade kurz nach drei! Naja — das hat ja bald ein Ende, denn in der nächsten Woche beginnt ja wieder die dunkle Jahreszeit ...
Tarnold
... und tschüss!
Oslo, 8. Juni 2004
So, wird mal wieder Zeit, etwas von sich zu geben. Mensch — was ist bloß los in Bremen und umzu — immer noch Freude ohne Ende, oder wie muss man die Zeichen deuten? Die Original Deutschmacher sind mit ihrer genialen Werder-Hymne in den Top 50 der deutschen Singlecharts gelandet, und neueingestiegen in den Top 100 liegen Klaus & Klaus — vermutlich mit einer Neuauflage ihres altbekannten „... und der Deu-heutsche Meista kommt vom We-heserstrand ...”-Hits. Was wird erst im nächsten Jahr los sein, wenn Werder die Champions League gewonnen hat ...
In dieser Zeit zwischen abgeschlossener Bundesligasaison und dem kommenden Spektakel in Portugal wollen wir euch wieder einmal mit ein paar Neuigkeiten aus der Welt des norwegischen Fußballs beglücken. Hier geht es ja im Sommer so richtig rund, denn die Saison dauert hier von April bis Ende Oktober — die Winterpause ist hier aus irgendwelchen Gründen etwas länger als anderswo.
Diese Saison hat sehr überraschend begonnen. Der Rekordmeister Rosenborg Trondheim — die „norwegischen Bayern” sozusagen — haben den schlechtesten Start seit Jahren hingelegt, und auf Platz eins steht das Team aus Tromsø, das in der vergangenen Saison nur äußerst knapp dem Abstieg entronnen ist. Zweiter ist momentan — man höre und staune — der Hauptstadtclub Vålerenga, der sich in der letzten Saison ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Rosenborg hat sich am vergangenen Wochenende auf den dritten Platz vorgearbeitet. Auffallend ist, dass die Mannschaften recht dicht gedrängt in der Tabelle stehen. Nach zehn Spieltagen trennen den ersten vom zwölften Platz gerade einmal neun Punkte — in der vergangenen Saison hatte Rosenborg Trondheim zu diesem Zeitpunkt bereits einen Achtpunktevorsprung auf den Tabellenzweiten. Wie sich die Dinge doch gleichen — Fußballnorwegen (mal abgesehen von den Trondheimfans) freut sich über die neugewonnene Spannung.
am Østensjøvannet
Am Donnerstagabend geht es auf die Fähre — wir kommen für ein paar Tage nach Deutschland. Allerdings werden wir nur kurze Zeit in Bremen verbringen. Der Anlass unserer Reise ist die Hochzeitsfeier von Tanias Bruder, der in Münster wohnt — entsprechend werden wir uns hauptsächlich dort aufhalten. Erst am Montag werden wir in Bremen sein, und am Dienstag beginnt bereits unsere Rückfahrt — da bleibt also kaum Zeit für große Wiedersehensfeiern.
Viele Grüße aus Oslo — auch an die Geographie der Uni Marburg ...
Tarnold
Oslo, 29. Mai 2004
Na, das war ein Spiel ... ganz schön packend zwischendurch! Glückwunsch aus Oslo zum Gewinn des „Doubles” — da werden wir uns gleich wieder ein schönes Pokalkräusen gönnen. Und morgen gibt's dann bei uns eine kleine Doublefeier — wahrscheinlich live auf ZBiO mitzuverfolgen ...
Bis dahin
Tarnold
Oslo, 24. Mai 2004
Da hatte ich doch gedacht, Heuschnupfen gäbe es in diesem Land gar nicht — und prompt fängt meine Frau an zu rotzen und zu niesen dass es nur so kracht! Damit ist es dann wohl klar: Es kommt also doch auf die Pollen an! Bei Tania hatten wir im letzten Jahr schon so einen Verdacht, doch inzwischen ist es ziemlich sicher, dass sie voll auf Birkenpollen abfährt — und davon gibt es hier reichlich zur Zeit. Bei mir sind es ja eher die Pappeln, die so reizend sind, und davon gibt es hier zum Glück keine. Diese ursprünglich mediterranen Gewächse haben in der norddeutschen Tiefebene eigentlich nichts verloren — sie wurden dort erst in den 50er Jahren wegen ihres schnellen Wachstums angesiedelt, um die Wunden der Kriegs- und (wohl vor allem) Nachkriegszeit zu lindern.
Nein — im Ernst: Heuschnupfen oder ganz allgemein Allergien sind in Norwegen genauso ein „problematisches Phänomen” wie in Deutschland: Eine neue Untersuchung hat ergeben, dass rund 40% aller Schulkinder in Oslo eine Allergie haben, ca. 12% leiden unter Asthma.
Tarnold sagen Danke! Damit haben wir dann doch nicht gerechnet — einfach überwältigend waren die Reaktionen auf den Artikel im Weser-Kurier über uns: Die Zugriffszahlen auf diese Homepage haben sich verdoppelt, alte Bekannte haben sich wieder gemeldet ... kurzum: Mit einem Mal sind wir berühmt. Naja, wir machen da jetzt nicht viel von — wir versuchen einfach, so weiterzuleben wie bisher — auch wenn es schwer fällt ;-)
Regelmäßige Besucher dieser Seite haben es wohl schon bemerkt: Auf der rechten Seite zeigen wir jetzt die jeweils fünf aktuellsten Meldungen von den Websites von nrk (dem norwegischen Gegenstück zur ARD) und Aftenposten (einer großen norwegischen Tageszeitung — von uns schon häufig zitiert): Die Rubrik „Neues aus dem Norden” soll nicht auf unsere subjektive Sicht der Dinge beschränkt bleiben. Für die da wo keinen Bock auf Norwegisch haben, gibt es noch die Schlagzeilen von Spiegel Online. Ist mir auch egal, ob es euch interessiert, war auf jeden Fall eine nette Programmierübung für mich ;-)
Das war ja wieder 'ne Pleite! Da spielen wir im nächsten Jahr also wieder in der zweiten Liga! Kenner der Musikszene wissen, worum es geht: Die Rede ist vom Abschneiden Norwegens beim Eurovision Song Contest (genau, das hieß früher mal Grand Prix de la Chanson d'Eurovison). Ganze drei Punkte hat der norwegische Beitrag bekommen, danke noch mal nach Schweden, das war echt nett (Michl und Ute — wart ihr das??)!
Aber mal ehrlich — so geht es doch nicht weiter! <Satire>Schuld ist doch nur der Gorbatschow! Da lässt der Kerl still und heimlich die Sowjetunion zerfallen, und am Ende schustern sich die baltischen Staaten sowie die ehemaligen Sowjetrepubliken gegenseitig die Stimmen zu! Und dann die Balkanstaaten: Erst zerfleischen sie sich in einem Bügerkrieg und jetzt werden die douze points im Kreise herumgereicht dass einem schwindelig wird. Klar, dass da Michelle, Michaela und Max keinen Fuß auf den Boden bekommen! Meines Erachtens ist das Ganze von der osteuropäischen Musikmafia von langer Hand vorbereitet worden. Und ich bin mir sicher — wenn man nur lange genug sucht, wird man Verbindungen zur Al Quaida finden! Und Giftgas haben die bestimmt auch! Da hilft nur eins: Wir müssen diese Musikverbrecher mit ihren eigenen Waffen schlagen! Beim nächsten Grandprix muss Deutschland beispielsweise aus jedem Bundesland einen Vertreter ins Rennen schicken! Wenn die Schweizer und Österreicher mitziehen, gibt es vielleicht noch eine Chance!</Satire>
So ein Schock, aber der Spuk war nach drei Tagen vorbei. In der letzten Woche haben nämlich die Brauer angefangen zu streiken. Wir haben einen ziemlichen Schreck bekommen, weil unsere eigenen (selbstgebrauten) Vorräte in den letzten Wochen aufgrund mangelnder Brautätigkeit stark geschrumpft sind. Aber — wie gesagt — es hat sich alles zum Guten gewendet — es wir wieder gebraut (auch im Hause Habelbrand).
Leute — es ist Sommer in Norwegen! Die Temperaturen lassen vielleicht noch etwas zu wünschen übrig (zur Zeit maximal ca. 17 Grad), aber morgens ab vier ist es taghell, dass man nicht mehr schlafen kann, und abends wird es vor halb elf nicht dunkel, so dass man auch keine Lust verspürt, zu Bett zu gehen. Dafür muss ich während der Sommermonate auch nur sieben Stunden am Tag arbeiten (und die Mittagspause ist auch schon drin ...)
Ups — so viel Text — nu is aber Schluss. Was ist mit Werder los? Mir schwant Böses — ich glaube, die schaffen das Double nicht ... vi snakkes!
Frühling in Oslo
Tarnold
Oslo, 17. Mai 2004
Heute ist Nationalfeiertag — damit ihr euch vorstellen könnt, wie es in diesem Land heute aussieht, haben wir unsere Homepage entsprechend gestaltet ;-)
Oslo, 15. Mai 2004
Meine Güte — nun steht euch in Bremen erst einmal die „offizielle” Meisterschaftsfeier bevor — wer interessiert sich da für die Neuigkeiten aus Oslo? Auf jeden Fall werden wir für die kommenden zwei Wochen unsere Werder-Meister-Animation noch abspielen ... wenn der Pokal auch noch nach Bremen geholt wird, lassen wir uns 'was Neues einfallen! Eines hatten wir euch aber voraus: Wir hatten das wahre Meisterwetter — Sonne und Temperaturen bis 25 Grad bescherten uns letzte Woche das erste sommerliche Wochenende in Oslo.
Hier in Norwegen wird so langsam das öffentliche Leben lahm gelegt: Seit gut zwei Wochen streiken bereits die Transportarbeiter — das bedeutet, dass es in manchen Läden ziemlich leer aussieht. Es kommt zwar nicht zu wirklichen Versorgungsengpässen — wenn man mehrere Geschäfte abklappert, bekommt man schon, was man kaufen möchte. Trotzdem sieht es komisch aus, wenn im Supermarkt beispielsweise die gesamte Käsetheke leer ist. Und jetzt haben auch noch die Journalisten angefangen zu streiken. Unsere „Hausonlinezeitung” liefert seit zwei Tagen keine Neuigkeiten mehr! Aber das Schlimmste kommt erst noch: Vergangene Woche bekam Tania von ihrer Gewerkschaft Post (sie ist gerade seit zwei Monaten dort organisiert) — es kann sein, dass sie in gut einer Woche ebenfalls streiken wird! Oh mein Gott — was machen wir bloß, wenn die Wissenschaftler auch noch streiken?
Bei uns hat sich nun auch so ein bisschen 'was bewegt: Mein Vertrag mit der Uni Oslo ist erst einmal bis zum Ende des Jahres zu verbesserten Konditionen verlängert worden. Eigentlich sollte meine Stelle jetzt zum 1.7. ausgeschrieben werden, aber es ist wohl verwaltungsmäßig einfacher, mich nach einem Jahr in befristeter Anstellung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zu übernehmen.
In Zukunft müssen wir uns in den Waldgebieten um Oslo wohl etwas vorsehen: Oslo gehört — zusammen mit den umliegenden Fylke — zur „Wolfszone”. In Zukunft werden dort Wölfe angesiedelt. Im Moment dürfte die Wahrscheinlichkeit für eine Begegnung mit einem Wolf eher gering sein, denn zur Zeit gibt es in ganz Norwegen ca. 17 wilde Wölfe. Obwohl: In der letzten Woche traf ein elfjähriges Mädchen nahe der Ortschaft Elverum, ca. 140 km nördlich von Oslo, auf einen Wolf ...
Tarnold
Oslo, 8. Mai 2004
Durch München weht ein kalter Wind ... Wie konnten sich die Bayern nur so abschlachten lassen, in dieser Phase der Meisterschaft 8=)
Super! Geschafft — ZBiO gratuliert dem SV Werder Bremen zur soeben gewonnenen Deutschen Fußballmeisterschaft! Kann es etwas Schöneres geben, als ausgerechnet in München die Meisterschaft klarzumachen? Wohl kaum ...
Meisterfeier in Oslo ;-)
Oslo, 2. Mai 2004
Abiturienten im 17.-Mai-Umzug
Jetzt sieht man sie wieder überall — die russ sind wieder unterwegs. Damit sind keineswegs die Einwohner von Norwegens nordöstlichem Nachbarn gemeint, sondern schlicht und einfach die hiesigen Abiturienten. Die sind jetzt nämlich mit der Schule durch, und das wird in den nächsten drei Wochen ausgiebig gefeiert. Insgesamt werden die Abiturienten in dieser Zeit im ganzen Land ca. 165 Millionen Kronen ausgegeben, vornehmlich für Alkohol. Auf jeden Fall werden sie sich über die momentan so günstigen Bierpreise freuen ... Mehr zu diesem Thema gibt's auf unserer Spezialseite zum Thema russ.
Von der Bierpreiskriegsfront gibt es auch Neues zu berichten: Schluss mit lustig — so kann man es wohl mit wenigen Worten zusammenfassen. Die Supermarktketten sind aufgefordert worden, Bier nicht mehr mit Verlust zu verkaufen. Wie berichtet kostet das billigste Bier derzeit 6,50 Kronen in der 0,33-l-Flasche, allerdings müssen die Händler allein 6,61 Kronen an Alkohol- und Mehrwertsteuer an den Staat abführen. Wir rechnen mit einem Bierpreis von ca. 10 Kronen die Flasche. Ist auch nicht so schlimm, das ganz billige Bier haben wir sowieso nie zu Gesicht bekommen — es war stets ausverkauft. Und schließlich haben wir noch unser Selbstgebrautes!
Inzwischen ist auch in Norwegen der Frühling angekommen. Es wird von Tag zu Tag grüner draußen, und die Spuren des Winters (Splitt auf Wegen und Straßen) werden nach und nach beseitigt. Die 20-Grad-Marke wurde in diesem Jahr zwar noch nicht überschritten, aber in der Sonne ist es natürlich auch bei uns angenehm warm. So haben wir es uns gestern nicht nehmen lassen, unseren Grill nach der Winterpause wieder in Betrieb zu nehmen.
Mit großer Freude haben wir gestern natürlich auch den deutlichen Sieg von Werder zur Kenntnis genommen. Endlich ist der Knoten (wieder) geplatzt — gerade noch einmal rechtzeitig vor dem Spiel in München. Hoffen wir mal, dass wir in der nächsten Woche diese lustige Weise anstimmen können ...
Tarnold
Oslo, 17. April 2004
SECHSKRONENFUFFZIG — WAAAHNSINN!!! Das ist seit neuestem der Preis für eine 0,33-l-Flasche Bier in der Ladenkette Rema 1000. In der letzten Woche ist eine neuer Preiskrieg bei den Supermarktketten des Landes ausgebrochen, bei dem sich die Beteiligten gegenseitig unterbieten. Entsprechend groß ist die allgemeine Freude darüber; das Bier wird den Händlern quasi aus den Händen gerisssen. Viel mehr ist preislich allerdings nicht drin, denn allein der Staat kassiert 6,61 Kronen (z.Zt. ca 80 ct.) an Alkohol- und Mehrwertsteuer. Aber schon droht Unheil am Horizont: Gesundheitsminister Dagfinn Høybraten wird vermutlich einschreiten, denn aus Sicht der Behörden handelt es sich bei diesen Preissenkungen um Sonderangebote, die einen Verstoß gegen das Alkoholgesetz darstellen — Sonderangebote bei alkoholischen Getränken sind in Norwegen verboten. Im Umkehrschluss heißt das eigentlich, dass die Preise auf diesem Niveau bleiben müssen ... Egal — im Moment sind einige Biersorten relativ billig, und um dem Kunden eine Orientierung zu bieten, hat die Zeitung Aftenposten bereits einen Billigmarkenbiertest veröffentlicht.
Heute wurde unsere Prinzessin Ingrid Alexandra getauft, die Tochter von Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit also. Ist natürlich Ehrensache, dass auch wir wieder unsere Flaggen zeigen! Aber allzu viel Aufhebens wird von der Taufe hier nicht gemacht — da war bei der Geburt deutlich mehr los! Ein paar Bilder von der Taufe haben wir hier.
Wildwest in Stavanger — Hardy hat es im Gästebuch treffend formuliert. Am Montag vor Ostern wurde dort eine Filiale von Norsk Kontantservice (NOKAS) überfallen und ausgeraubt. NOKAS ist eine Art Zentralbank, wo die Geschäftsbanken beispielsweise ihr Bargeld beziehen. Die Täter gingen dabei äußerst planmäßig und brutal vor. Zunächst wurde die Ausfahrt des Polizeireviers mit einem brennenden LKW blockiert. In der Nähe der überfallenen Bank wurden an strategischen Punkten Wachen postiert, die ohne zu zögern das Feuer auf herannahende Streifenwagen eröffneten. Laut Augenzeugen soll das Feuergefecht zwischen Polizei und Bankräubern mehrere Minuten angedauert haben; ein Polizist kam dabei ums Leben. Schließlich flüchteten die ca. acht Räuber in drei Fahrzeugen, wild um sich schießend. Wohlgemerkt — das Ganze spielte sich morgens zwischen sieben und neun Uhr mitten in Stavanger ab — es hätten also noch viel mehr Personen zu Schaden kommen können. Inzwischen hat man in Göteborg ein paar Verdächtige festgenommen, die alsbald nach Norwegen ausgeliefert werden sollen.
Das Wochenende vor Ostern haben wir in Uppsala verbracht. Ute und Michl feierten ihre Geburtstage. Dank der aus Bremen angereisten Gäste konnte wir mal wieder die leckeren Produkte der dort ansässigen Brauerei genießen ...
Die vorosterliche Woche verlief bei uns recht ruhig. Am Montag hatten wir frei — da befanden wir uns auf der Rückfahrt von Schweden. Am Dienstag musste ich sieben, am Mittwoch nur fünf Stunden arbeiten. Da ich so ziemlich der einzige aus der Fakultätsverwaltung war der gearbeitet hat, hatte ich entsprechend wenig zu tun. Gründonnerstag ist in Norwegen Feiertag (Karfreitag und Ostermontag natürlich auch) — wir sind also entsprechend entspannt!
Zur Zeit haben wir wieder Besuch aus Deutschland — meine Eltern nebst Tante und Onkel sind hier. Da meine Eltern sich in Oslo bereits bestens auskennen, betätigen sie sich momentan als Reiseführer.
Tarnold
Oslo, 29. März 2004
Die ersten Schneeglöckchen 2004 in unserem Garten
Jetzt ist es auch bei uns soweit: Die ersten Schneeglöckchen strecken kühn ihre Halme empor! Kein Zweifel — der Frühling gewinnt nun langsam die Oberhand über den Winter. Der Schnee ist fast überall verschwunden, nur an Straßenecken und auf Parkplätzen verkünden die Reste zusammengeschobenen Schnees davon, dass Oslo einen der schneereichsten Winter seit den Sechzigerjahren hatte. Aber das ist nun wirklich Schnee von gestern ...
Drei beim Krabbenpulen
In der letzten Woche hatten wir Besuch aus Kontinentaleuropa — Annemiek und Martin waren für fünf Tage hier. Wie mit allen Besuchern waren wir mit den beiden natürlich auch zum Holmenkollen, wo am Sonntag richtig was los war. Zum Abschluss der Saison in den Kinderskischulen wird jährlich ein großes Kinderfest veranstaltet — es ist das größte der Welt: Im diesem Jahr nahmen daran ca. 10.000 Kinder und Jugendliche teil; dazu kommen dann noch eine entsprechende Anzahl begleitender Familienmitglieder. Im Zehnminutentakt spuckten Sondezüge der T-Bane immer wieder neue skibegeisterte Norweger aus, an mehreren Stellen musste der Verkehr durch Polizisten geregelt werden. Abgestimmt auf die verschiedenen Altersstufen waren unterschiedlich lange Loipen gespurt und Abfahrten präpariert worden. Die Jüngsten (4-5 Jahre) liefen auf einer 250 m langen Loipe im Biathlonstadion, während sich die Jugendlichen paarweise slalomlaufend den steilen Hügel unterhalb der Sprungschanze hinabstürzten.
Slalomstrecke unterhalb der Sprungschanze
Würstchen und Kartoffeln garen am Lagerfeuer
Dazu gab es dann noch das passende Rahmenprogramm — jede Menge Lagerfeuer brannten z.B. im Langlaufstadion, wo die Leute ihre Würstchen grillen (verbrennen?) konnten. Dazu tönte aus Lautsprechern der Ski-Rap — ganz klar: Norwegen und Skisport gehören zusammen wie Deutschland, Fußball, Bier und Autos zusammengenommen.
In dieser Situation waren wir wohl noch nie: Wir haben kaum noch Leergut! Dank disziplinierten Bierbrauens haben wir jetzt ein Lager von rund 140 Litern aufgebaut — mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich davon erzähle ... Wenn wir diese Menge Bier im Supermarkt gekauft hätten, müssten wir dafür rund 7.000 Kronen bezahlen — so waren es aber nur 850.
alles voll: Unser Vorratsraum ...
Ein volles Bierlager auf der einen Seite, aber (logische Konsequenz) kaum noch Braurohstoffe auf der anderen Seite — vorgestern machten wir uns daher auf den Weg nach Schweden, um für Nachschub zu sorgen. Zuerst sind wir nach Strömstad gefahren, wo der nächste (schwedische) Monopolladen zu finden ist. Neben Wein und Whisky haben wir ein paar Flaschen Beck's gekauft — schließlich müssen wir standesgemäß auf den Pokalsieg und den Gewinn der Meisterschaft anstoßen können (ich hoffe die Verantwortlichen bei Werder lesen das jetzt nicht, sonst sind die wieder sauer).
Baustelle über dem Svinesund
Auf dem Rückweg haben wir kurz einen Blick auf die neue Brücke über den Svinesund (der Grenze zwischen (Süd-) Norwegen und (Nord-) Schweden) geworfen. Diese Brücke wird Teil der Autobahn zwischen Oslo und Göteborg sein, dessen letztes Teilstück irgendwann 2007 fertiggestellt wird (diese Autobahn bringt uns Bremen mindestens eine Stunde näher — aber wer kann schon sagen, wo wir 2007 sein werden?).
Und wo wir gerade in Besichtigungslaune waren, da haben wir uns noch die Festung Fredriksten in Halden angeschaut — ab 1658 erbaut und bis 1905 noch in Betrieb — ein ziemlich beeindruckendes Bauwerk. Nachdem wir rund zehn Mal auf unserem Weg von bzw. nach Deutschland daran vorbeigefahren sind, haben wir uns gestern mal die Zeit genommen, diesen geschichtsträchtigen Ort zu besichtigen.
Arnold, alte Kanone
Noch drei Tage, dann ist der März vorbei und unsere Monatskarten verlieren ihre Gültigkeit. Das bedeutet: Die Radfahrsaison beginnt! So haben wir heute unsere Räder aus dem Winterlager (ja ja, sowas gibt es hier — dachte bisher auch immer, dass es nur für Boote ein solches gibt) geholt, gewaschen und geschmiert. Ab kommenden Donnerstag werden wir uns also wieder die innerstädtischen Hügel hinaufquälen. Aber nach bergauf kommt bekanntlich bergab ... oder, Tania? <-- Arnold, du fiese Ratte (Anm. Tania)
Festung Fredriksten
Tarnold
Oslo, 14. März 2004
So ein Pech — da wollten wir heute zum ersten Mal im Winter zum Holmenkollen hochfahren um einmal zu sehen, wie es dort während eines wintersportlichen Wettbewerbs zugeht, doch das Wetter hat (nicht nur) uns einen Strich durch die Rechnung gemacht: Wegen starken Nebels wurden die Sportveranstaltungen abgesagt. Unglaublich — da haben wir in den letzten vier Wochen täglich Sonnenschein gehabt, und ausgerechnet heute schlägt das Wetter um — übrigens genauso wie im letzten und vorletzten Jahr.
Der Winter hat sich gestern noch einmal mächtig angestrengt und uns fast 10 cm Neuschnee beschert, aber seit letzter Nacht steigen die Temperaturen über den Gefrierpunkt, sodass der Schnee von gestern bereits wieder geschmolzen ist. Heute hatten wir sogar Regen — ein Wetterphänomen, dass wir wohl zuletzt im Dezember 2003 in Bremen beobachten konnten. Für die nächsten Tage sind weiter steigende Temperaturen vorhergesagt — wollen mal hoffen, dass es auch zutrifft und der Winter damit vorüber ist.
In der kommenden Woche werden Annemiek und Martin den diesjährigen „Besucherreigen” eröffnen. Nach ihrem rund eineinhalbjährigem Aufenthalt in Südamerika sind die beiden nach Europa zurückgekehrt und machen einen kleinen Ausflug nach Oslo.
Dieses Wochenende stand bei uns ganz im Zeichen des Bierbrauens. Rund 60 Liter Bier haben wir „bewegt”, soll heißen abgefüllt, umgefüllt bzw. neu angesetzt (die dabei konsumierten Biere sind nicht mitgerechnet).
So, das war es erst einmal — mehr Neuigkeiten gibt es im Moment nicht von uns zu berichten.
Tarnold
Oslo, 29. Februar 2004
Puh — geschafft! Tania hat (zum zweiten Mal) die härteste Woche ihres Lebens hinter sich. In der vergangenen Woche hat sie wieder die praktischen Übungen in einem Biostratigraphiekurs geleitet. Im letzten Jahr, als der Kurs zum ersten Mal statt fand, war es schon schwierig und anstrengend. Damals waren die Teilnehmer „normale” Studenten aus Oslo, dieses Mal war der Kurs aber skandinavienweit ausgeschrieben — Zielgruppe: Masterstudenten (also Diplomanden) und Doktoranden, womit das Niveau der Teilnehmer teilweise höher lag als im vergangenen Jahr.
Winter bei uns um die Ecke
Tania macht zumindest drei Kreuze, dass der Kurs nun vorüber ist (die Bewertung durch die Teilnehmer ist übrigens im Großen und Ganzen positiv). Sie meinte gerade, dass sie sich lieber die Arme noch einmal brechen wollte als diesen Kurs noch einmal zu durchzuführen. Nun, der Kurs wird im nächsten Jahr bestimmt wiederholt, ob wir das mit den Armen auch so sicher hinbekommen ...
Ansonsten geht hier alles seinen Gang. Wir haben immer noch tiefsten Winter mit knapp 40 cm Schnee und morgendlichen Temperaturen bis minus zehn Grad. Die Tage werden zwar immer länger und draußen zwitschern die Vögel und man hat eigentlich das Gefühl, der Frühling stünde vor der Tür, aber da müssen wir uns wohl noch ein paar Wochen gedulden — schließlich sind hier gerade die Winterferien vorbei.
Revolution am Holmenkollen: Zum ersten Mal steht dort während eines Sportereignisses ein Bierzelt, wenn auch nur ein ganz kleines. In Norwegen hat man sich in den vergangenen Wochen Gedanken gemacht über die dramatisch sinkenden Zuschauerzahlen bei den Skisportwettbewerben im Lande und schielte etwas neidisch in Richtung Polen und Deutschland, wo häufig mehrere Tausend Zuschauer kommen und eine volksfestartige Stimmung herrscht, während der gemeine Norweger eher zuhause blieb und die Wettkämpfe im Fernsehen verfolgte. Offenbar ist man nun zu dem Ergebnis gekommen, dass man dem Zuschauer doch etwas mehr „drum herum” bieten muss, damit er auch weiterhin kommt.
Blick auf meinen Arbeitsplatz
Ab der kommenden Woche werde ich immer mittwochs an einem Grundkurs für lokale IT-ansvarlige teilnehmen. Über zehn Wochen werde ich dort in den grundlegenden IT-Belangen der Uni Oslo geschult. Mal sehen, ob ich da noch etwas Neues lerne ... In Bezug auf die Ausschreibung meiner Stelle für die Zeit nach dem 30. Juni gibt es auch Neuigkeiten. Ich bin von meiner Chefin angesprochen worden, doch mal eine Stellenbeschreibung anzufertigen, damit sie dann eine Stellenanzeige formulieren kann, schließlich wüsste ich doch am besten, was ein Bewerber können muss. Zum Abschluss kommt hier noch ein Blick auf meinen Arbeitsplatz.
Tarnold
Oslo, 15. Februar 2004
Ruhe vor dem Sturm
Du meine Güte — da stand uns aber der Schrecken ins Gesicht geschrieben! Als wir am vergangenen Freitagabend — dem Tag vor unserer Kohlfahrt hier in Oslo — die erste Konservendose Grünkohl öffneten, befand sich darin eine gelblich-bräunliche Matschepampe. Nachdem der erste Schreck verflogen war, stellte sich heraus, dass es sich dabei um Apfelmus handelte. Wir waren dann doch froh, dass nicht alle Dosen falsch etikettiert waren ... Na ja — die Norweger hätten es vielleicht gar nicht gemerkt ... aber mit Pinkel und Senf schmeckt Apfelmus bestimmt etwas gewöhnungsbedürftig :-)
Kohlfahrt im Neuschnee
Bereits am Freitagabend trafen die ersten Gäste bei uns ein — Ute und Michl kamen extra den weiten Weg aus Uppsala, um bei der (vermutlich) ersten Kohl- und Pinkelfahrt Oslos dabei zu sein. Dabei stammen die beiden ja ursprünglich aus Süddeutschland und haben diese lustige Tradition während ihrer Zeit in Bremen kennen- und schätzen gelernt.
vielleicht war es für das Nudelspiel doch schon zu dunkel?
Wenn man wie wir im Kohl-Und-Pinkel-Ausland lebt, steht man natürlich vor einigen logistischen Problemen. Zum einen fehlen hier die Zutaten, zum anderen gibt es keine Restaurants, die das Gericht auf der Karte haben. Daher haben wir alle Zutaten im Laufe der Zeit importiert, und das Essen musste natürlich bei uns zu Hause stattfinden. Also haben wir (bis auf die Kartoffeln) am Freitagabend alles vorgekocht, damit es am nächsten Tag schneller geht.
mmh — das schmeckt!
In der Woche vor der Kohlfahrt schauten wir gebannt auf die Wettervorhersage. Wir hatten inzwischen Tauwetter und extrem unangenehme Verhältnisse auf Nebenstraßen und Fußwegen. An eine richtige Kohlfahrt war unter diesen Umständen eigentlich nicht zu denken. Zum Glück setzte pünktlich am Sonnabend Neuschnee ein, wodurch sich die Situation deutlich entschärfte.
Kålkongen er funnet!
Am Sonnabendmittag trafen wir uns dann also mit den übrigen Teilnehmern. Insgesamt waren wir zu acht — zugegebenermaßen keine atemberaubend große Zahl Kohlfahrer, aber die Tatsache, dass wir bei uns zu Hause essen würden, setzte der Teilnehmerzahl natürlich Grenzen. Wir hatten uns eine ca. 5 km lange Strecke rund um den Østensjøvann (ein See bei uns in der Nähe) ausgesucht. Dort waren wir ein bisschen unter uns, was für eine Kohlfahrt in Norwegen nicht ganz unwichtig ist — schließlich ist das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten (1000 Kronen Strafe) ...
Kohlkönig Frode
Was soll man noch schreiben — die Kohlfahrt verlief wie gewohnt: Ein paar alberne Spiele, dazu wurden mehr oder weniger leckere alkoholische Getränke gereicht. Gegen 18.00 Uhr erreichten wir das Ziel, und zwei Stunden später war der erste Kohlkönig Oslos (Norwegens?) gekürt — Frode aus Fredrikstad. Alles in allem war die Kohlfahrt wohl ein Erfolg — mal sehen, ob wir im nächsten Jahr die Sache in einem größeren Rahmen veranstalten.
...
Und nun hat Werder schon wieder auf den letzten Drücker gewonnnen — wenn das man gut geht ...
Tarnold
Oslo, 28. Januar 2004
So, langsam ist inzwischen wieder Ruhe eingekehrt in diesem Land, nach dieser aufregenden Woche mit der Geburt von Prinzessin Ingrid Alexandra. An solchen Dingen merkt man dann doch recht deutlich, dass man auf einem Mal in einem Königreich lebt. So gab es letzten Mittwoch in der Hauptnachrichtensendung nur ein einziges Thema — nach 35 Minuten (eigentlich dauert die Sendung nur eine halbe Stunde) habe ich dann abgeschaltet.
Der Name eines Thronfolgers will natürlich mit Bedacht gewählt sein: Zum einen sollte er in den Familien der Eltern verwurzelt sein, zum anderen muss er einer gewissen Bedeutung in der Geschichte gerecht werden. Beide Bedingungen werden durch den Namen Ingrid Alexandra erfüllt: Ingrid ist ein bekannter norwegischer Mädchenname, nordischen Ursprungs und zudem ein königlicher Name in der Familie Bernadotte (dem schwedischen Königshaus also); Königin Ingrid von Dänemark, Mutter der dänischen Königin Margrethe und ursprünglich eine schwedische Prinzessin (Tante von König Carl Gustav) wäre ein Beispiel. Außerdem kommt der Name in der Familie von Mette Marit vor. Der Name Alexandra ist ebenfalls ein bekannter königlicher Name in Europa, und schließlich hieß König Olav — der Urgroßvater von Prinzessin Ingrid Alexandra — dereinst Alexander. Ja, das muss man erst einmal verdauen — vor allem das mit dem Olav, der mal Alexander hieß ... wer dazu noch Fragen hat, dem erkläre ich es gerne. In Deutschland ist das Interesse am Schicksal von Mette Marit und Haakon ja auch recht hoch. Wir wollen aber die Gelegenheit nutzen, mit einem Vorurteil aus der deutschen Klatschpresse aufräumen: Haakon ist auf jeden Fall der Vater des Kindes — das geht aus den Fotos wohl deutlich hervor (einfach mal mit der Maus über den Fotos verharren ...).
Die 50er-Marke ist gerissen — ab jetzt bewegen wir uns stramm auf eine Schneehöhe von 60 cm zu. Heute morgen zwischen vier und sechs Uhr fielen noch einmal rund 15 cm, und das führte natürlich zu Problemen im morgendlichen Berufsverkehr, und zwar nicht nur auf der Straße. Bei der T-bane beispielsweise waren die Stromschienen schlicht zugeschneit. Wir hatten noch Glück und kamen nach kurzer Wartezeit wenigstens bis in die Innenstadt. Von dort aus ging dann erstmal gar nichts mehr — ein defekter Zug stand auf dem Gleis Richtung Westen und qualmte etwas vor sich hin. Dieser Umstand führte dazu, dass wir zum ersten Mal, seitdem wir in Oslo wohnen, mit der Straßenbahn gefahren sind, die zum Glück unweit der Uni verkehrt. So kamen wir mit ca. einer Stunde Verspätung in der Uni an.
Im Moment laufen bei uns die Vorbereitungen für die erste Kohl- und Pinkelfahrt in Oslo auf Hochtouren. Wir wollen die Sache erst einmal im kleinen Rahmen anlaufen lassen und werden das Essen bei uns zu Hause zubereiten. Aufgrund unserer eingeschränkten Möglichkeiten in Bezug auf Platz und Geschirr haben wir daher einen exklusiven Kreis Skandinavier eingeladen, diesem typisch nordwestdeutschen Winterereignis beizuwohnen. Uns zu Hilfe werden noch Michl und Ute aus Uppsala eilen — es kann wohl nicht schaden, wenn noch ein paar Eingeweihte uns dabei helfen, die Norweger davon zu überzeugen, am hellichten Tag (dazu noch in der Öffentlichkeit, was eigentlich verboten ist) Apfelkorn zu trinken. Jedenfalls waren wir heute schon mal unterwegs und sind die Strecke abgegangen. Nach ca. eineinhalb Stunden Durchschneelaufens waren wir doch recht kaputt — und eins ist schon mal klar: Mit einem kohlfahrttypischen Bollerwagen kommen wir hier zur Zeit nicht weit — wir werden wohl einen Bollerschlitten benötigen. Die Kohlfahrt steigt in zwei Wochen, und bis dahin können wir wohl kaum mit massivem Tauwetter rechnen. Ihr könnt aber auf jeden Fall mit einer Dokumentation im Internet rechnen — wir werden am 7. Februar unsere Webcam auf das Geschehen hier im Saale richten.
Zur Zeit läuft unser Fotoserver nicht — wir mussten unseren Server neu aufsetzen, und ich bin noch nicht dazu gekommen, alles an die neuen Verhältnisse anzupassen. Ihr müsst also mit dem jeweils aktuellen Webcambild vorlieb nehmen. Für alle, die es vielleicht verpasst haben, hier noch schnell ein Bild von gestern.
Tarnold
Oslo, 21. Januar 2004
Hurra! Hurra! Hurra! Soeben wurde gemeldet, dass dem Land ein Thronfolger geschenkt wurde — Kronprinzessin Mette Marit hat im Rikshospital eine kleine Tochter zur Welt gebracht. Das ganze Land ist überglücklich und auf allen öffentlichen Gebäuden wird geflaggt — da wollen auch wir nicht zurückstehen ... Bereits heute morgen gegen 4.00 Uhr fuhr Kronprinz (derzeitiger Prinzregent) Haakon seine hochschwangere Frau ins Krankenhaus, und seitdem sind wir natürlich alle aufgeregt, was denn nun bei der Sache herauskommt. Die Tatsache, dass es sich bei dem Kind von Mette Marit und Haakon um eine Tochter handelt, hat historische Ausmaße, denn das Kind wird eines Tages der erste weibliche Regent seit über 600 Jahren sein. Nun laufen natürlich die ersten Wetten, wie der jüngste Spross des Königshauses denn heißen wird — eher traditionell, wie Ragnhild, Gunhild oder Åse, oder werden die jungen Eltern doch einen eher populären Namen wählen, wie z.B. Emma, dem beliebtesten Mächennamen des vergangenen Jahres.
Na ja, ist ja eh Wurscht — herzlichen Glückwunsch jedenfalls ...
Tarnold
Oslo, 18. Januar 2004
Das hätten wir geschafft! Heute haben wir fast den ganzen Tag in der Küche zugebracht: Zunächst kämpften wir mit dem Abwasch der vergangenen Woche — macht sich eben bemerkbar, wenn alltags niemand mehr die Hausarbeit macht. Anschließend mussten wir uns um unsere Biere kümmern, die vor sich hin gärten. Wir haben in Deutschland ja unsere Brauaustattung ergänzt und verfügen jetzt über die doppelte Braukapazität — das bedeutet natürlich auch doppelt so viel Arbeit. Ein Brauansatz war reif für die Flaschenabfüllung, ein weiterer musste in den Nachgärungseimer umgefüllt werden, und wo wir gerade in Schwung waren, haben wir gleich einen neuen Ansatz gebraut.
Hier kommt momentan der Winter so richtig zurück. Nachdem es an den vergangenen Tagen nachts gegen -10 °C ging und tagsüber selten über -5 °C wurden, sind für die kommenden Tage bei Nordwind stetig sinkende Temperaturen zu erwarten — bis -15 °C sollen es werden. Und jetzt schneit es auch noch heftig! Sind denn dreißig Zentimeter noch nicht genug??
World Idol: Kurt Nilsen
Alle reden von Kurt — Kurt Nilsen, Klempner aus Bergen und Sieger beim norwegischen Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar”. Vor ca. zwei Wochen wurde sozusagen der „Superstar der Superstars” (World Idol) ermittelt, und „unser” Kurt wurde dort Sieger (während sich „euer” Alex mit dem vorletzten Platz begnügen musste), und man kann sich vorstellen, was das für ein kleines Land wie Norwegen bedeutet (meistens ist Norwegen ja ein ziemlich sicherer Null-Punkte-Kandidat beim Schlager-Grand-Prix) — alle sind mächtig stolz, und sogar der norwegische Ministerpräsident Bondevik gratulierte Kurt zu seinem Sieg.
Der Countdown läuft ... noch vier Tage, bis der jüngste Spross des norwegischen Königshauses das Licht der Welt erblicken soll — natürlich werden wir euch über dieses Thema auf dem Laufenden halten!
Tarnold
Oslo, 6. Januar 2004
Na endlich! Der gemeine Osloer ist erleichtert — es gibt also doch noch Schnee in diesem Winter! Als wir hier am 2. Januar von unserer ausgedehnten Tour durch Deutschland und Schweden zurückkehrten, war die Landschaft fein „überzuckert”, doch schon am vergangenen Wochenende fielen mehr als zehn Zentimeter Neuschnee, und heute ist bestimmt noch einmal dieselbe Menge hinzugekommen — ein Ende des Schneefalls scheint nicht in Sicht zu sein. Habe mir deswegen schon mal eine Dreimonatskarte für die T-bane geholt :-)
Fyrisån — der Fluss durch Uppsala
Einen Vorgeschmack auf Winter konnten wir uns in Uppsala holen, wo wir bei Ute & Michl Silvester verbrachten. Als wir nach knapp 13-stündiger Fahrt dort ankamen, versanken die Temperaturen gerade unterhalb der Minuszehngradmarke, aber dafür lagen dort auch ca. 30 cm Schnee. Das war dann doch ein bisschen anders als das, was wir zuvor in Deutschland wettermäßig hatten — der Norden hatte uns wieder!
Die ersten zwei Arbeitstage im neuen Job liegen nun erstmal hinter mir — gestern war es ganz schön anstrengend, weil der Teufel los war (u.a. Semesterstart). Bei vielen Dingen tappe ich noch ziemlich im Dunkeln, was ja aber auch kein großes Wunder ist.
Grinsbacken in einer Kneipe in Uppsala
Gesundheitlich sind wir momentan ein bisschen angeschlagen — der knapp fünfwöchige Jahresenddreikampf (fressen, sitzen, saufen) hat nun doch seine Spuren hinterlassen. Wir sind beide stark erkältet, aber wir hatten in Deutschland ja auch wirklich Gelegenheit genug gehabt, ausreichend Krankheitserreger zu sammeln — nochmals danke dafür!
Bevor es ganz zu spät dafür ist: Natürlich wünschen wir allen Lesern von ZBiO ein frohes neues Jahr!
Tarnold