ZBiO

Archiv 2009

 

Oslo, 27. Februar 2009

Der Countdown läuft: Noch zwei Nächte in Oslo, danach geht es erst einmal für unbestimmte Zeit nach Stavanger, unserer neuen Heimat.

Abreise aus Oslo: Winter und gefühlte 2 m Schnee

Abreise aus Oslo: Winter und gefühlte 2 m Schnee

Am kommenden Montag geht es los für mich in meinem neuen Job als „Geoingenieur” an der Uni Stavanger. Am Sonntag werde ich mich wieder auf den inzwischen gut bekannten Weg an die Westküste machen und die allerletzten persönlichen Dinge mitnehmen, also in erster Linie meinen PC und was sonst noch so mit muss. Bereits am letzten Dienstag habe ich eine Tour mit unserem Wagen gemacht: Fahrrad, Klamotten, ein Karton mit Computerzubehör und Bürosachen sind schon mal „drüben”.

Die Reise nach Stavanger glich dabei einer Reise durch die Jahreszeiten: In Oslo herscht immer noch tiefster Winter, während Stavanger milde 5 °C hatte. Seit 1987 ist nicht mehr so viel Schnee in Oslo gefallen wie in diesem Winter. Dementsprechend durfte ich vorigen Montag erst einmal mein Auto ausgraben. Das stand noch als Folge der heftigen Abschiedsparty auf dem Parkplatz der Uni, und übers Wochenende waren mal wieder 15 cm Schnee gefallen. Zum Glück taut es zur Zeit tagsüber, so dass es später keine Probleme mit der Montage des Dachgepäckträgers gab.

In Oslo ist in diesem Winter so viel Schnee gefallen, dass die Schneedeponien, die den Schnee aus der Stadt aufnehmen, voll sind. Rund 12.000 LKW-Ladungen Schnee sind bereits deponiert worden — ab jetzt wird der aus den Straßen abgefahrene Schnee in den Oslofjord gekippt, sehr zur Freude der Umweltschützer.

Ankunft in Stavanger: Fast schon Frühling

Ankunft in Stavanger: Fast schon Frühling

Diese Sorgen hat man in Stavanger naturgemäß weniger: Durch die nahe Nordsee herrscht dort extremes marines Klima mit milden Wintern und kühlen Sommern, beide sehr niederschlagsreich. Aber auch Stavanger hatte in diesem Jahr mit Kälte und Schnee zu kämpfen — sogar Tania musste zwischenzeitlich auf den Bus umsteigen.

Heute habe ich den ganzen Tag damit verbracht, unser Haus für die (hoffentlich) anstehenden Besichtigungen durch Kaufinteressenten herauszuputzen (die Betonung liegt dabei auf putzen). Zum Glück war hier alles noch recht ansehnlich, da vor zwei Wochen ja der Fotograf hier war, der Bilder für unsere Annonce gemacht hat. Für diesen Zweck hatte ich schon aufgeräumt und sauber gemacht. Morgen ist der erste Besichtigungstermin, der nächste am Montag — den muss der Makler alleine wahrnehmen, da ich dann wieder in Stavanger sein werde.

So, liebe Leser, dieses wird der letzte Eintrag auf dieser Homepage gewesen sein — unter dem Namen ZBiO wird es nichts Neues mehr geben. Wie auch, wir sind ja nicht mehr in Oslo!

Aber keine Sorge! Natürlich geht es mit uns weiter, und zwar unter der Adresse zbis.tarnold.org. Die Namenswahl „ZBiS” für unser neues Projekt ist vielleicht etwas wenig kreativ, dafür basiert ZBiS auf einer Blog-Plattform — das macht es für uns einfacher, neue Artikel zu publizieren. Dadurch wird es vermutlich des Öfteren Updates von uns geben.

Tarnold


Oslo, 21. Februar 2009

Für den Verkauf unseres Hauses ist nun alles geregelt. In der vergangenen Woche waren Fotograf und takstmann da und seit Mitternacht ist eine Verkausanzeige im Internet geschaltet.

Kaum wiederzuerkennen: Unser Wohnzimmer im Anzeigen-Look

Kaum wiederzuerkennen: Unser Wohnzimmer im Anzeigen-Look

Für den Fotografen haben wir unser Haus natürlich extra „geschminkt” und hergerichtet; auch für die kommenden Besichtigungen muss das so sein. Alle persönlichen Dinge verschwinden von der Bildfläche, und wir waren ein paar Mal bei Ikea und anderen Einrichtungshäusern, um ein paar nette Accessoires zu kaufen. Letzlich sehen Immobilien immer aus wie aus einem Möbelhauskatalog und sind kaum wiederzuerkennen.

In Norwegen werden vor dem Verkauf von Immobilien diese erst einmal durch einen offiziellen Takstmann bewertet. Der kommt dann zu einem ins Haus und guckt sich alles genau an, vermisst die Räume und schreibt anschließend einen Bericht, in dem Haus und Einrichtung und der allgemeine Zustand beschrieben wird. Er legt auch einen Marktwert fest; bei uns beträgt dieser 2.050.000 kr. Das ist auch der Preis, den wir versuchen wollen zu erzielen. Am kommenden Wochenende sind die ersten offiziellen Besichtigungstermine; mal sehen, wieviele Interessenten es geben wird.

Gestern war mein offizieller Abschied in der Uni. Am Nachmittag gab es eine große Abschiedsparty, zu der ich zwei Fässer selbstgebrautes Bier mitgebracht hatte. Darüberhinaus haben meine Kollegen in einem Vortrag etwas über Bier und Bierbrauen erfahren. Ich war doch überrascht, wieviele Kollegen gekommen waren; obwohl in Norwegen gerade Winterferien sind und viele Leute Urlaub haben, waren ca. 35 gekommen, auch der Dekan der Fakultät, der sonst nicht dabei ist, wenn Leute aus der Administration verabschiedet werden. Von meinen Kollegen wurde ich reich beschenkt; zum einen bekam ich einen Präsentkorb voller Bierflaschen von Brauereien, die entlang der Strecke Oslo-Stavanger liegen. Nicht gerade ein billiges Geschenk, schließlich sind wir hier in Norwegen :-) Von den Chefs gab's noch einen Geschenkgutschein, den ich in einer Buchhandlung verwenden kann. Alles in allem war es ein tolles Abschiedsfest.

Ich habe jetzt noch eine Woche Urlaub aus dem letzten Jahr und werde diese nutzen, um meine Sachen nach Stavanger zu schaffen. Vermutlich werde ich mehrere Touren machen müssen.

Tarnold


Oslo, 11. Februar 2009

Jetzt wird es Ernst: Gestern war ich beim Makler und habe ihm den Auftrag erteilt, unser Haus zu verkaufen.

Nachdem in den vergangenen Tagen drei verschiedene Makler bei uns (na ja, eher bei mir) vorgesungen haben, fiel die Wahl auf Exact Eiendomsmeglere. Preis, Leistung und Eindruck scheinen dort am ehesten zu stimmen (aber genau weiß man es ja erst hinterher). Langsam scheint sich die Lage am festgefahrenen norwegischen Immobilienmarkt auch etwas zu entspannen; die Zinssenkungen der letzte Wochen wirken wohl. Jedenfalls sind am vergangenen Wochenende gleich drei Häuser in unserer borettslag verkauft worden — im November, Dezember und Januar wurde ja gar nichts umgesetzt. Nun sind wir natürlich voller Hoffnung, dass unser Haus auch bald den Besitzer wechselt.

Die Reaktionen der verschiedenen Makler auf unser mit Kartons und Möbel vollgestelltes Esszimmer hat uns noch zu einer waghalsigen ad-hoc-Aktion bewogen: Unser Makler hat uns empfohlen, nach Möglichkeit das Zimmer leerzuräumen, da das Haus dann besser zu verkaufen sei. Kurzerhand haben wir uns entschlossen, den ganzen Krempel — rund 90 Kartons mit Biergläsern, Büchern, Schallplatten, CDs usw. sowie etliche Billy-Buchregale und andere Möbel — nach Stavanger zu kutschieren.

Im Flur: Es ist noch nicht alles ...

Im Flur: Es ist noch nicht alles ...

Während der vergangenen Woche habe ich abends die meisten Teile aus dem Keller in den Flur getragen. Letzten Freitag mietete ich einen 15 m3 fassenden Klein-LKW bei Rent-A-Wreck und habe ihn dann anschließend während einer zwölfstündigen Sisyphusarbeit beladen. Zuvor musste ich noch eine ausreichend breite Schneise in den Weg vor unserer Häuserreihe schaufeln, schließlich lagen hier 20 cm Schnee. Der LKW war am Ende randvoll, Luft war nicht viel drin.

Am Sonnabend habe ich mich dann auf die Reise nach Stavanger gemacht. Dieses Mal, da in ganz Südnorwegen winterliche Bedingungen herrschen, „außen rum” — soll heißen, auf der E18 nach Süden bis Kristiansand und von dort auf der E39 nach Stavanger. Für die 560 km benötigte ich ziemlich genau neun Stunden.

Langsam reicht's: 1/2 m Schnee

Langsam reicht's: 1/2 m Schnee

Tania hatte unter der Woche in Stavanger einen ca. 18 m3 fassenden Lagerraum angemietet, den wir am Sonntag mit den aus Oslo mitgebrachten Teilen beschickten. Das Ausladen und Einlagern hat keine zweieinhalb Stunden gedauert — ging also ein wenig schneller als das Einladen am Freitag ... Irgendwie haben wir auch den Eindruck, dass ich den LKW total überladen hatte. Die Bodenfreiheit war nicht gerade imponierend, in zügig gefahrenen Kurven eierte das Heck irgendwie merkwürdig, und als der Wagen noch voll war, sahen die Räder der Hinterachse ziemlich platt aus (was auch das Fahrverhalten erklärt). In entladenem Zustand sahen die Hinterräder ganz normal aus ...

Montag ging es mit dem leeren LKW wieder zurück nach Oslo. Dort angekommen, durfte ich bei Rent-A-Wreck erst mal mein Auto suchen — am Sonnabend, als ich mich nach Stavanger verdrückte, waren rund dreißig Zentimeter Neuschnee gefallen, und die mussten erst einmal vom Auto geschaufelt werden. Wer jetzt aufmerksam gelesen hat, der weiß, dass wir hier jetzt rund einen halben Meter Schnee haben. In unserem Wohnviertel liegen an jeder Ecke mehrere Meter hoch aufgetürmte Schneehaufen. Auch bei uns vorm Haus liegt so ein Haufen — erst bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es sich dabei um ein eingeschneites Auto handelt.

Tania und Tora (und Aslaug)

Tania und Tora (und Aslaug)

Tania und Tora (eingekreist: Tania)

Tania und Tora (eingekreist: Tania)

Neulich in der Uni Stavanger: Anlässlich der Bekanntmachung des „Anti-Finanzkrisen-Konjunkturpakets” der norwegischen Regierung weilte die norwegische Forschungs- und Höhere Ausbildungsministerin Tora Aasland in Stavanger, um an der Universität öffentlichkeitswirksam, also mit entsprechendem Gefolge von Presse und Fernsehen, die Wohltaten der Regierung für die Uni kundzutun. Dabei schaute sie auch kurz bei Tania vorbei, um sich mal bei ihr vorzustellen und ihr die Hand zu schütteln. Im anschließendem Fernsehinterview sind dann Tania & Tora gemeinsam im Bild zu sehen, wie auf den Fotos heir unschwer zu erkennen ;-)

Tarnold


Oslo, 5. Januar 2009

Auch wenn das neue Jahr schon ein paar Tage auf dem Buckel hat, wünschen wir dennoch unseren Lesern ein frohes neues Jahr! Wir hoffen, dass ihr alle gut 'reingekommen seid. Wir haben den Silvesterabend relativ ruhig bei unseren Freunden Merethe und Audun verbracht.

Der kommende Umzug

Die vergangenen zwei Wochen standen ganz im Zeichen unseres bevorstehenden Umzugs nach Stavanger. Ab 1. März fange ich dort an zu arbeiten, und bis dahin sollte zumindest alles verpackt sein. Der Umzug an die Westküste wird sich bis dahin vermutlich nicht komplett machen lassen, da wir es wohl nicht schaffen werden, unser Haus in Oslo zu verkaufen und ein neues in Stavanger zu finden. Ich werde aller Wahrscheinlichkeit nach zunächst zu Tania in ihre Wohnung ziehen. Wir waren also nicht ganz untätig und haben bereits das Esszimmer mit unserer Bierglas- und Bierflaschensammlung sowie den größten Teil des Wohnzimmers in rund 85 Kartons verpackt. Darüberhinaus führen wir kleinere Renovierungsarbeiten durch, damit unsere Hütte für eventuelle Interessenten auch attraktiv erscheint.

Mit dem Häuserverkaufen ist es in Norwegen im Moment so eine Sache — die Finanzkrise lässt schön grüßen. Die Immobilienmarktdaten des Monats Dezember sehen nicht gerade vielversprechend aus — der Wohnungsmarkt scheint regelrecht tot zu sein. Im Dezember ist zwar nie besonders viel los, aber 2008 war es besonders schlimm. In Tromsø konnte beispielsweise kein einziges Objekt verkauft werden. Die Makler schieben die Schuld auf die Banken, weil jene keine Zwischenfinanzierung mehr gewähren. Somit muss jeder, der plant, sich eine neue Unterkunft zuzulegen, seine alte Behausung erst einmal vertickt haben. Das ist ungewöhnlich — zumindest für norwegische Verhältnisse. Hinzukommt, dass die Preise sich nach unten bewegen; wer nicht unbedingt umziehen muss, wartet ab und guckt, ob die Preise noch weiter sinken. Nun hoffen wir, dass die gesunkenen Zinsen einen Beitrag leisten, dass der Immobilienmarkt hier wieder in Gang kommt.

Billigland Norwegen

Rockband Nattmat: Pål, Andreas, Jonas, Dag Magnus (v.l.n.r.)

Rockband Nattmat: Pål, Andreas, Jonas, Dag Magnus (v.l.n.r.)

Durch die Finanzkrise sind die kleinen Währungen unter starken Druck geraten, so auch die norwegische Krone. In der letzten Woche kostete der Euro über 10 Kronen — der „Normalpreis” liegt eigentlich bei rund 8 Kronen. Dadurch entwickelt sich Norwegen für Euro-Touristen fast zu einem Billigland. Da viele Touristen das Land eh mit dem Auto bereisen, dürfte der niedrige Spritpreis von rund 9 Kronen = 90 Cent per Liter verlockend klingen. Dennoch: Der halbe Liter Bier kostet umgerechnet immer noch 5-6 Euro — da muss die Krone noch ganz tief sinken, damit sich ein Kneipenbummel in Oslo für Kontinentaleuropäer lohnt :-) Ganz real spürbare Folgen hat der gesunkene Kronenkurs übrigens für die vielen norwegischen Rentner, die ihren Lebensabend in südlichen Gefilden, in der Regel in Spanien, verbringen. Auf einmal haben die nämlich zwanzig Prozent weniger in der Tasche.

Rockstar für eine Nacht

Der kennt ja den Text noch!

Der kennt ja den Text noch!

Kurz vor Weihnachten hatte ich meinen großen Auftritt: Anlässlich der Weihnachtsfeier im Kollegenkreis gab ich zusammen mit drei Kollegen ein kleines Bluesrockkonzert für den Rest der Mischpoke. Zugegeben: heiße Rhythmen, gewagte Gitarrenriffs, wummernde Bässe und röhrender Rockgesang passen nicht unbedingt zu einem traditionellen norwegischen julebord, dennoch kam unsere Einlage gut an. Das Spezielle daran: Ich hatte Gelegenheit, den alten 80-Jahre-Gassenhauer „Midt om natten” des dänischen Musikers Kim Larsen zum Besten zu geben. Also noch mal langsam: Ein Deutscher in Norwegen singt auf Dänisch — das war natürlich der Spaß des Abends, vor allem, als zum Schluss mein Chef (der Däne ist) genötigt wurde, die letzte Strophe mit mir gemeinsam zu singen.

Nicht eingeweihten Mitlesern müssen wir noch erklären, dass ich laaaange bevor ich zum ersten Mal den ersten Fuß auf norwegischen Boden setzte der dänischen Sprache mächtig war — somit war es keine Frage, wer von uns das einzige dänische Lied des Abends singen würde.

ZBiOs Webcam

Wegen unserer Umzugsvorbereitungen gibt es nun keine Webcambilder mehr von uns — die Kamera ist abgebaut. Vielleicht gibt es ja in Zukunft aus Stavanger wieder aktuelles Bildmaterial!

Tarnold